Wirbt deutscher Botschafter in Kolumbien um Verständnis für Bürgerwehren?

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Ein Tweet des deutschen Botschafters, der Partei ergreift
Ein Tweet des deutschen Botschafters, der Partei ergreift

Bogotá. Der Botschafter Deutschlands in Kolumbien, Peter Ptassek, hat mit einem Tweet eine heikle Stellungnahme abgegeben. Inmitten der explosiven sozialen und politischen Krise zeigte er Verständnis für die "guten Leute", die gegen die sozialen Proteste mobilisieren.

Die "guten Leute" sind in der kontroversen Diskussion des Landes zu einem Synonym für Bürger geworden, die immer wieder bewaffnet und von der Polizei unbehelligt gegen Demonstrierende vorgehen. Deren Schusswaffeneinsatz hat bereits eine große Anzahl von Todesopfern und Verletzten gefordert.

In den letzten Tagen wurde einer der schießenden Zivilisten enttarnt. Es ist der Unternehmer Andrés Escobar, der in Aktion gefilmt wurde und auf Fotos auch im Umfeld von Polizisten zu sehen war. Nach großer öffentlicher Aufmerksamkeit nahm er in einem Rechtfertigungsvideo Stellung und zählte sich zu den "guten Leuten".

Botschafter Ptassek twitterte: "Die guten Leute, wer sind sie? Diejenigen, die Gesetze befolgen, Steuern zahlen, Empathie mit den Schwachen haben, die Umwelt schützen, den Frieden fördern, die Menschenrechte und die Zivilgesellschaft verteidigen, nicht mutwillig Schaden anrichten und kein öffentliches Eigentum zerstören? Wenn das die guten Leute sind, kritisieren Sie sie mir nicht!"

Die Zeitung Semana nahm die Äußerung auf und verwies darauf, "dass es Millionen von Kolumbianern gibt", die "ein Ende der Gewalt, der Blockaden und anderer Ereignisse" forderten, die das Land "in eine seiner schlimmsten Krisen der letzten Zeit gestürzt haben".

Eine Twitter-Nutzerin antwortete Ptassek: "Oh Señor, das ist es, was Sie mit guten Leuten meinen. Dass Sie enorme Vorurteile haben und nach Ihresgleichen entscheiden wollen, wer 'gut' ist und wer nicht, ist eine andere Sache. Fan-Mentalität: Du bist entweder für mich oder gegen mich. Stigmatisierung wird uns in den Abgrund führen!"

Eine Reihe weiterer beißender Tweets kommentierte in der Folge den deutschen Botschafter, dessen Intervention formell bereits ungehörig sein dürfte.