Argentinien / Wirtschaft

Argentinien bekommt Rückenwind für neue Verhandlungen mit dem IWF

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Argentiniens Präsident Fernández und IWF-Chefin Georgieva trafen sich in Rom
Argentiniens Präsident Fernández und IWF-Chefin Georgieva trafen sich in Rom

Buenos Aires. Am Samstag ist Argentiniens Präsident, Alberto Fernández, von seiner einwöchigen Europareise zurückgekehrt. Sie führte ihn nach Lissabon, Madrid, Paris, Rom und zum Vatikan.

Ziel der Reise war es vor allem, bei den europäischen Geldgebern des Pariser Clubs und des Internationalen Währungsfonds (IWF) Unterstützung für eine Neuverhandlung der Staatsschulden zu erlangen. Fernández bezeichnete die Reise als "sehr produktiv": "Wir haben die gesetzten Ziele erreicht. Wir können auf Unterstützung der Staats- und Regierungschefs zur Verhandlung der Schulden bauen."

Im Jahr 2018 hatte Fernández‘ Vorgänger Mauricio Macri einen Rekordkredit in Höhe von 44 Milliarden US-Dollar aufgenommen. Bis Ende 2021 werden 6,3 Milliarden Euro für IWF und Pariser Club fällig. Fernández erhofft sich nun, über eine Neuverhandlung einen Zahlungsaufschub bis nach 2023 zu erreichen.

Auf seiner Reise durch Frankreich und Spanien hatte er zu Beginn der Woche bereits Rückenwind für Neuverhandlungen beim IWF erhalten (amerika21 berichtete). "Es bedeutet schon viel, dass [der französische Präsident Emmanuel] Macron unsere Bitten an den Pariser Club nachkommt und [der portugiesische Premier] António Costa uns begleitet“, sagte er und kündigte an, kommende Woche mit Angela Merkel zu sprechen, um mit Deutschland die wichtigsten europäischen Geldgeber auf seiner Seite zu haben.

Am Donnerstag traf sich Fernández in Rom mit dem italienischen Präsidenten Sergio Mattarella und mit Mario Draghi, dem ehemaligen Vorsitzenden der Europäischen Zentralbank (2011-2019) und seit Februar italienischer Regierungschef. Beide unterstützten die Anliegen des argentinischen Präsidenten.

Mit IWF-Direktorin Kristalina Georgieva kam Fernández bei einem Treffen am Freitag überein, eine Vereinbarung zur Neuverhandlung der Schulden mit dem IWF solle "so schnell wie möglich" zustande kommen, ohne dabei "dem argentinischen Volk dabei noch größere Anstrengungen abzuverlangen". Ein neues Abkommen mit dem IWF gebe es, so Fernández, jedoch nicht "zu jedem Preis".

Zudem bat Argentinien den IWF, die Zuschläge auf Zinsen in Zeiten der Pandemie zu senken. Das Land muss zusätzlich drei Prozent Gebühren für seinen Kredit bezahlen, da seine Höhe die vom IWF festgelegte Quote um 187 Prozent übertrifft. Die Quote richtet sich nach der Wirtschaftskraft des jeweiligen Landes. IWF-Direktorin Georgieva sagte dazu: "Ich habe die Anfrage von Präsident Fernández zur Reform der Zuschläge auf Zinsen beim IWF zur Kenntnis genommen und ich werde sie mit unseren Mitgliedern beraten."

Auch Portugal ist von der Regelung zu den Zuschlägen beim IWF betroffen. Entsprechend sagten Portugals Premier, António Costa, und auch sein spanischer Kollege, Pedro Sánchez, Argentinien gerade in dieser Frage Unterstützung zu. "Der Mechanismus der Zuschläge beim IWF beschädigt die wirtschaftlichen und finanziellen Möglichkeiten Argentiniens", sagte Sánchez.

Über eine Reform und generelle Aufstockung der sogenannten Sonderziehungsrechte beim IWF, um in der Corona-Krise neue Schuldenkrisen abzuwenden, wird im Juni abgestimmt (amerika21 berichtete).