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Corona in Brasilien: Keine Lösung in Sicht

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Über 400.000 Menschen in Brasilien sind bereits am Virus verstorben
Über 400.000 Menschen in Brasilien sind bereits am Virus verstorben

Brasília. In Brasilien sind bisher knapp 15 Prozent der Menschen zum ersten Mal gegen Corona geimpft worden und knapp 7,5 Prozent erhielten bereits ihre Zweitimfpung. In den vergangenen Wochen mussten die Impfungen immer wieder ausgesetzt werden, weil zu wenig Impfstoff zur Verfügung stand – uch so aktuell wieder in den Hauptstädten von neun Bundesstaaten. Die Sorge vor weiteren Mutationen aufgrund mangelnder Immunisierungen steigt, während die Zahl der Infektionen und Toten in Brasilien hoch bleibt. Über 400.000 Menschen sind bereits an dem Virus verstorben.

Während die einen die Impfungen einstellen müssen, weil zu wenig Impfstoff vorhanden ist, lehnen andere den Impfstoffimport ab. So hat zuletzt die brasilianische Agentur für Gesundheitsüberwachung (Anvisa) den Import des Vakzins Sputnik V verweigert. Anvisa-Sprecher Gustavo Mendes behauptet, dass der Impfstoff nicht sicher sei und man nicht wisse, welche Folgen der Stoff auf den Körper habe. Zudem sagt er, dass Adenoviren im Impfstoff nachweisbar seien. Russische Forscher:innen haben die Vorwürfe entschieden zurückgewiesen und darauf aufmerksam gemacht, dass wohl eher politische Interessen als gesundheitliche Bedenken im Spiel sind. Das russische Forschungszentrum verkündete daraufhin vergangenen Donnerstag, juristisch wegen Verleumdung gegen das Anvisa vorzugehen.

Auch im Land selbst wird der Unmut der Forscher:innen gegenüber der Regierung immer lauter. Sie werfen dem amtierenden Präsidenten Jair Bolsonaro vor, wissenschaftliche Arbeit und Forschung bewusst zu unterminieren. Bolsonaro leugnete das Virus, bezeichnete es als "kleine Grippe" und behauptete, dass Impfungen schädlich wären. Von ihm stammt der Ausspruch: "Wenn ihr euch in Krokodile verwandelt, ist das nicht mein Problem." Außerdem empfahl er wiederholt als unwirksam einzuordnende Medikamente. Immer wieder sprach er sich gegen eine Maskenpflicht oder einen Lockdown aus.

In Brasilien kursieren derzeit mehrere Varianten des Corona-Virus, die nicht ausreichend erforscht werden können, weil die finanziellen Mittel fehlen. Statt Forschung zu fördern, nahm Bolsonaro immer wieder Kürzungen vor. Die Ignoranz der Regierung belastet die Forscher:innen, die sich in der Verantwortung sehen, der Bevölkerung zu helfen. Sie könnten mehr tun, wenn die Regierung ihnen die nötigen Mittel zur Verfügung stellen und das Vertrauen in ihre Arbeit stärken würde.

Jesem Orellana, Epidemiologe der Stiftung Oswaldo Cruz, gibt zu bedenken, dass mit den richtigen und zeitnahen Maßnahmen mindestens die Hälfte der bisherigen Toten vermeidbar gewesen wären.