Peru / Politik

Präsidentschaftsdebatte in Peru: Aggressive erste Begegnung zwischen Castillo und Fujimori

Angespanntes Rededuell. Fujimori attackiert Castillo mit antikommunistischer Werbekampagne. In Umfragen bleibt Castillo Favorit

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Der Schein trügt: Bei der ersten Debatte lieferten sich Fujimori und Castillo einen heftigen Schlagabtausch.
Der Schein trügt: Bei der ersten Debatte lieferten sich Fujimori und Castillo einen heftigen Schlagabtausch.

Chota. Am vergangenen Samstag hat die erste Debatte zwischen den beiden Präsidentschaftskandidat:innen Pedro Castillo und Keiko Fujimori stattgefunden. Die öffentliche Diskussionsrunde war von einer aggressiven Stimmung geprägt und spiegelte den verschärften Ton innerhalb des polarisierten Wahlkampfs zwischen dem Sozialisten und der Rechtspopulistin wider.

Auf Einladung Castillos war Fujimori in dessen Heimatregion Cajamarca in Nordperu gereist, um dort auf dem Hauptplatz der Anden-Kleinstadt Chota eine Stunde lang zu debattieren. Die Debatte fand vor einer großen Menge statt, wobei Castillo einen klaren Heimvorteil hatte. Seine Kontrahentin, die eine halbe Stunde zu spät erschien, verwies gegenüber dem Publikum wiederholt auf diesen Umstand: "Ich musste bis hier hin kommen!"

Castillo eröffnete die Debatte am Maifeiertag mit einem Gruß an die Arbeiter:innen des Landes und einem Seitenhieb auf Fujimori: "Ich grüße auch Frau Keiko Fujimori und werde einmal ignorieren, seit wann sie arbeitet und wo" – eine Anspielung darauf, dass Fujimori außerhalb ihrer Karriere in der Politik noch nie einer festen Arbeit nachging. Die 45-Jährige konterte damit, dass sie im Gegensatz zu Castillo die Debatte nicht scheue. Der Linkskandidat war einen Tag zuvor mit Atemproblemen in ein Krankenhaus eingewiesen worden, war zum Zeitpunkt der Debatte allerdings wieder genesen.

Gefragt nach seinem Programm zur Bekämpfung der Pandemie betonte der 51-Jährige, er sei bereits in Gesprächen mit dem Botschafter Russlands und wolle im Falle seines Amtsantritts 20 Millionen Impfdosen des russischen Vakzins Sputnik V bestellen. Bislang ist die Impfkampagne in Peru eine der langsamsten des Kontinents: Erst drei Prozent der Bevölkerung erhielten eine Dosis.

Großes Thema war auch die Wirtschaftspolitik. Fujimori kündigte überraschenderweise an, sie wolle Sozialprogramme stärken und die Grundrente im Alter deutlich erhöhen. Castillos Partei "Freies Peru" (PL) warf sie Misswirtschaft vor und verwies auf deren Regierungsbilanz im Anden-Departamento Junín. Der PL-Kandidat legte nach und klärte auf, er wolle das Rentenalter absenken. Darüber hinaus möchte er Peru industrialisieren. Es könne nicht sein, dass ausländische Unternehmen den Großteil ihrer Gewinne außer Landes schafften und Produkte, die lokal hergestellt könnten, importiert werden müssten.

Gegenüber den fast durchweg negativ über ihn berichtenden Medien stellte Castillo klar: "Wir sind keine Terroristen und keine Kommunisten!" Dies hielt Fujimori jedoch nicht davon ab, diese Bezeichnungen weiter im Kontext mit seiner Person zu verwenden. "Der Kommunismus kann nur lügen", betonte die Diktatorentochter. Gesellschaftspolitisch würden linke Ideen nur Terror bringen. Dementsprechend kündigte Fujimori auch an, die angeblich in Bildungseinrichtungen vorherrschende "Gender-Ideologie" auslöschen zu wollen.

Mit Blick auf bevorstehende Debatten warnte sie Castillo davor, der Konfrontation nicht zu entfliehen. Dieser erwiderte: "Ich fliehe nicht, der der damals floh war Ihr Vater." Alberto Fujimori (1990-2000) trat im Jahr 2000 von der Präsidentschaft zurück und floh ins japanische Exil, um einem Verfahren wegen Korruption und Menschenrechtsverbrechen zu entgehen. Erst 2009 konnte er in Peru verurteilt werden. Seine Tochter möchte ihn im Falle eines Wahlsiegs begnadigen.

Derweil verschärft sich auch der Wahlkampf: Vergangene Woche ist in Lima eine Kampagne gestartet, die mit Werbebannern Anti-Castillo-Wahlwerbung betreibt. Sprüche wie "Denke an deine Zukunft: Nein zum Kommunismus", "Für meine Anstrengung, mehr Geld zu verdienen, bedeutet Freiheit" oder "Der Sozialismus führt zum Kommunismus" sind in großen Lettern für die Einwohner:innen Limas zu lesen.

Laut jüngsten Umfragen führt Castillo mit 43 Prozent immer noch deutlich vor seiner Kontrahentin Fujimori, die nur auf 34 Prozent der potenziellen Wähler:innenstimmen kommt. Zuletzt legte diese aber um drei Prozentpunkte zu. Die Stichwahl findet am 6. Juni statt.