Peru / Politik

Vor Stichwahl in Peru: Linkskandidat liegt in ersten Umfragen deutlich vorn

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Pedro Castillo bei einem Wahlkampfauftritt am vergangenen Sonntag
Pedro Castillo bei einem Wahlkampfauftritt am vergangenen Sonntag

Lima. Eine Woche nach der ersten Wahlrunde wurden erstmals Umfrageergebnisse zur Stichwahl veröffentlicht. Danach liegt der Sozialist Pedro Castillo mit 42 Prozent deutlich vor der Rechtskandidatin Keiko Fujimori, die in der Modellrechnung auf 31 Prozent der Wähler:innenstimmen käme. 16 Prozent der Befragten gaben an, ungültig zu stimmen, elf Prozent sind noch unentschieden.

In den Umfragen spiegelt sich erneut das wieder, was schon in den Wahlstatistiken zum ersten Urnengang am 11. April zu beobachten war: Castillos Anhängerschaft verortet sich vor allem im ländlichen Raum. Dort erhält er in den Umfragen 60 Prozent der Stimmen.

Nichtsdestotrotz würde sich der Grundschullehrer bei aktuellen Verhältnissen in allen geographischen Regionen des Landes gegen Fujimori durchsetzen: Sowohl im traditionell linken Süden (58:17) und dem Zentrum (68:22) als auch in den Fujimori-Hochburgen Amazonasregion (45:29) und dem Norden (41:30) würde er das Rennen für sich entscheiden. Lediglich die Hauptstadt Lima für sich allein genommen würde für die Tochter des Ex-Präsidenten stimmen (26:43).

Auch die sozio-ökonomische Stimmverteilung sagt viel über die ideologische Polarisierung in der zweiten Wahlrunde aus. In den beiden ärmsten von insgesamt fünf statistischen Einkommensgruppen erhält Castillo klare Mehrheiten. In der reichsten Gruppe liegen seine Zustimmungswerte hingegen bei gerade einmal 17 Prozent.

Umgekehrt punktet Fujimori mit ihrem Programm für neoliberale Kontinuität bei den Reichsten. Dort erhält sie 52 Prozentpunkte. Gleichzeitig sind es vor allem die Wohlhabenden, die trotz Wahlpflicht ungültig abstimmen wollen – unter den Ärmsten wollen möglichst viele von ihrer Stimme Gebrauch machen.

Aus dem Ausland sicherte am Dienstag Boliviens Ex-Präsident Evo Morales seine Unterstützung für den peruanischen Linkskandidaten zu: "Wir grüßen Pedro Castillo aus Peru, der ein ähnliches Programm wie wir hat: eine friedliche demokratische und kulturelle Revolution, die die natürlichen Rohstoffe verteidigt und eine Verfassungsgebende Versammlung zum Wohle des Volkes einberufen möchte."

Derweil befindet sich die Covid-19-Pandemie im Land immer noch auf ihrem Höhepunkt. 433 Peruaner:innen verstarben laut offiziellen Angaben am Sonntag an der Krankheit – ein neuer Rekord. Die Übersterblichkeit seit der Ankunft des Coronavirus im März vergangenen Jahres wird von der nationalen Statistikbehörde auf 153.000 beziffert. Demnach verstarb bereits einer von 200 Menschen im Andenstaat an direkten oder indirekten Folgen der Pandemie.

Zu deren Bekämpfung schlagen die Kandidat:innen unterschiedliche Strategien vor. Castillo möchte ein einheitliches Gesundheitssystem für alle Peruaner:innen schaffen und sich für den Kauf des russischen Vakzins Sputnik V einsetzen. Fujimori fordert eine bessere Vernetzung der Kränkenhäuser sowie eine Privatisierung des Impfstoffs. Beide haben sich bereits strikt gegen weitere Lockdowns ausgesprochen.