Brasilien / Soziales

Corona in Brasilien: Tödlichster Monat und kein Platz mehr für Leichen in São Paulo

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Noch nie verstarben seit Beginn der Corona-Pandemie so viele Menschen in Brasilien wie am vergangenen Dienstag
Noch nie verstarben seit Beginn der Corona-Pandemie so viele Menschen in Brasilien wie am vergangenen Dienstag

Brasília. Am Dienstag sind in Brasilien innerhalb von 24 Stunden mindestens 4.195 Menschen infolge einer Covid-19-Infektion verstorben. Dies ist ein neuer Höchstwert seit Beginn der Pandemie. Seit nunmehr elf Tagen in Folge liegt der Durchschnittswert der täglich an und mit dem Coronavirus Verstorbenen über 2.500 Menschen. Knapp zehn Prozent der Bevölkerung erhielten inwischen ihre Erstimpfung, knapp drei Prozent ihre zweite Dosis.

Der März war der tödlichste Monat seit Beginn der Pandemie. Vor allem in São Paulo stieg die Zahl der Toten in den letzten Tagen rasant an. Nicht nur die Krankenhäuser sind überlastet, sondern auch die Bestattungsunternehmen. Um den Bedarf zu decken, wurden Menschen in den vergangenen Tagen immer wieder nachts bestattet. Nun wurde ein weiterer vertikaler Friedhof geplant, der Platz für 26.000 Urnen bieten soll. Bis zur Fertigstellung dieses Projekts sollen allerdings noch mindestens 90 Tage vergehen.

Jedoch hat Brasilien nicht nur sehr hohe Todeszahlen. Auch die Anzahl derer, die während der Intubation versterben, liegt mit 80 Prozent wesentlich höher als der weltweite Durchschnitt (50 Prozent). Weiterhin versterben auch immer wieder Menschen durch das Nutzen unwirksamer Medikamente, welche der amtierende Präsident Jair Bolsonaro auch aktuell immer wieder bewirbt.

Das Virus trifft die arme Bevölkerung Brasiliens immer mehr. In den letzten Monaten ist in den Favelas der Stadt São Paulo die Zahl der Corona-Toten stark gestiegen. Der Reporter Lucas Jozino erklärt, dass acht von zehn Personen, die an Corona sterben, vor allem aus armen Viertel kommen.

Doch im Land selbst regt sich Widerstand. Zum gestrigen Weltgesundheitstag haben Gewerkschaften und politische Gruppen zu landesweiten Kundgebungen aufgerufen. In mehr als 50 Orten in zwölf verschiedenen Bundesstaaten fanden unter Einhaltung der Vorsichtsmaßnahmen öffentliche Versammlungen statt. Für Menschen, die nicht persönlich teilnehmen konnten, gab es zudem eine Vielzahl an Live-Übertragungen. Demonstriert wurde für die Erhaltung des staatlichen Gesundheitssystems (SUS) und gegen die "tödliche Politik Bolsonaros". Noch immer gibt es keine Lösungsstrategie, der Präsident selbst fällt zudem immer wieder mit abfälligen Bemerkungen gegenüber den Verstorbenen und ihren Angehörigen auf.