Washington/Mexiko-Stadt. Seit Amtsantritt von US-Präsident Joe Biden im Januar erreichen mehr Familien und unbegleitete Minderjährige die Grenze zwischen Mexiko und den USA. So kamen im Februar 18.945 Familien und 9.297 unbegleitete Minderjährige – ein Anstieg von 168 Prozent und 63 Prozent zum Vormonat. Im Vergleich zum Dezember machen diese beiden Gruppen im Februar 13 Prozent mehr unter den Grenzkontakten aus. Der starke Anstieg stellt den neuen US-Präsidenten vor eine große Probe.
Die Menschen sind zumeist aus Guatemala, Honduras, El Salvador und Mexiko. In ihren Heimatländern sind sie unter anderem den Folgen von Naturkatastrophen, Gewalt, Armut, der Covid-19-Pandemie und deren wirtschaftlichen Folgen ausgesetzt.
Die US-Regierung bekundet, die Grenze sei für alle außer unbegleitete Minderjährige geschlossen, doch die Praxis sieht anders aus: Einrichtungen auf beiden Seiten der Grenze sind seit dem Anstieg Anfang des Jahres überfüllt. Um dem entgegenzuwirken, verkündete die Regierung Biden den Abschluss eines Vertrag über 86 Millionen Dollar mit Hotels zur Unterbringung von Familien.
Das Pentagon genehmigte die Nutzung zweier Militäreinrichtungen in Texas zur Aufnahme unbegleiteter Minderjähriger. Der mexikanische Bundesstaat Tamaulipas hat die Aufnahme abgeschobener Familien mit Kindern unter sieben Jahren gestoppt. Die USA fliegen seitdem Familien zur Abschiebung in anderen Grenzgegenden oder entlassen sie teils ohne Termin für ihre "Vorladung" in die USA, wo sie auf die Hilfe Freiwilliger und NGOs angewiesen sind.
Unterdessen wählte Biden seine Vize-Präsidentin Kamala Harris aus, sich des Themas anzunehmen, und verleiht der Sache somit hohe Priorität. Es sollen regionale Lösungen sowie Wege, ein Asylverfahren vom Heimatland aus zu starten, gefunden werden. Harris bekundet, die Aufgabe "wird nicht einfach sein, aber es ist eine wichtige Arbeit, eine Arbeit, die wir als Volk unseres Landes fordern".
Am kommenden Montag reist eine Delegation der US-Regierung zunächst nach Mexiko und dann nach Guatemala, um gemeinsam den Umgang mit der Zunahme an Migrierenden zu besprechen. Biden sagt dazu, "der beste Weg, um Leute vom Kommen abzuhalten, ist es, sie davon abzuhalten, gehen zu wollen", und spricht sich für ein Vier-Milliarden-Dollar-Hilfspaket für Zentralamerika aus, mit dessen Hilfe Fluchtfaktoren wie Armut und Kriminalität angegangen werden sollen.
Auch Mexikos Präsident Andrés Manuel López Obrador spricht sich für finanzielle Hilfen seitens der USA aus. Er betont außerdem die Rechte der flüchtenden Menschen. "Wir arbeiten mit dem Ziel, die Ursachen der Migration zu bekämpfen und gleichzeitig die Sicherheit der Migranten zu gewährleisten", so der Präsident.
Um den Anstieg der Migrierenden einzudämmen, gab López Obrador die Anordnung, die Nationalgarde und die Armee an der Grenze zu Guatemala einzusetzen. Zum ersten Mal seit Beginn der Pandemie im März letzten Jahres ist demnach nur noch lebensnotwendiger Reiseverkehr nach Mexiko erlaubt.