Nicaragua / Politik / Soziales

Nicaragua: Fortschritte bei Impfkampagne gegen Covid-19

Covax-Lieferung trifft in Nicaragua ein. Risikogruppen werden zuerst geimpft. Opposition zweifelt an offiziellen Corona-Statistiken

vacunas_1.jpeg

Vergangene Woche trafen die ersten 135.000 Dosen des Covax-Mechanismus in Nicaragua ein
Vergangene Woche trafen die ersten 135.000 Dosen des Covax-Mechanismus in Nicaragua ein

Managua. Die Impfungen gegen Covid-19 kommen voran: Während der letzten Tage entstand in verschiedenen Medien in Nicaragua ein etwas ungewöhnliches Bild der Einigkeit zwischen der Regierung und politischen Vertretern der EU und der Vereinigten Staaten. Alle Seiten hoben die Bedeutung der Ankunft der ersten Charge von 135.000 Covid-19-Impfdosen als Teil der Covax-Spende für das Land hervor.

Die Covax-Planungen sehen im Laufe des Jahres insgesamt 430.000 Dosen für Nicaragua vor. Der Covax-Mechanismus ist eine von der Impfallianz GAVI und der WHO angeführte multilaterale Partnerschaft, über die etwa 90 Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen Zugang zu wirksamen Impfstoffen erhalten sollen. Sowohl der deutsche Botschafter Christoph Bundscherer als auch US-Botschafter Kevin Sullivan betonten ihre Unterstützung für die Finanzierung. EU-Vertreter erklärten gemeinsam, dass internationale Zusammenarbeit und Solidarität unerlässlich seien.

Die Covax-Lieferung war die dritte Ankunft von Impfstoffen gegen Covid-19 in Nicaragua innerhalb kurzer Zeit. Schon zuvor war Ende Februar eine Schenkung von 200.000 Dosen Sputnik V und Anfang März von 150.000 Dosen des Covishield-Impfstoffs aus Indien in Nicaragua eingetroffen. Der russische Spunik-Impfstoff war vor allem für an chronischer Niereninsuffizienz erkrankte Personen aus dem Gebiet um Managua und Chinandega sowie nachfolgend für andere schwer erkrankte Personen eingeplant. Die meisten der an Niereninsuffizienz erkrankten Patienten hatten sich dieses Leiden durch die Anwendung von Giftstoffen in der Zuckerproduktion der Unternehmen Pellas und Ingenio Monte Rosa zugezogen.

Die Gesundheitsmnisterin Nicaraguas, Martha Reyes, beschreibt die Strategie bei der Verwendung der Impfstoffe: Nach den besonders stark gefährdeten Nierenkranken sollen andere Risikogruppen wie die Patienten mit einer Herz- und Krebserkrankung geimpft werden, sofern ihre Situation dies ermöglicht. Danach sieht die Planung das Impfen der über 60-Jährigen, die mehrere Erkrankungen haben, vor. Danach sollen alle anderen Personen aus dieser Altersgruppe geimpft werden.

Die detaillierte Aufschlüsselung der Impfreihenfolge zählt auch alle Beschäftigten aus dem Gesundheitswesen zu der frühen Impfgruppe, die aufgrund ihres Arbeitsplatzes in den direkten Kontakt zu Covid-Erkrankten kommen können. Die Impfung aller Bürger gegen Covid-19 ist laut der Gesundheitsministerin die Priorität der Regierung. Impfungen erfolgen nicht nur in den öffentlichen, sondern auch in privaten Krankenhäusern.

Die umfangreiche Versorgung der Bevölkerung durch das Gesundheitswesen soll mit der Schaffung der Nationalen Gesundheitsbehörde auch für die Zukunft sichergestellt werden. Dies wurde von der Nationalversammlung vergangene Woche beschlossen. Eine Bilanz von 14 Jahren positiver Entwicklung im Gesundheitswesen zeichnete die sandinistische Regierung mit der Veröffentlichung eines Berichts, der die Entwicklung zwischen neoliberaler Mangelwirtschaft bei der Regierungsübernahme von Daniel Ortega 2007 und der heutigen Situation nachzeichnet.

Im Gegensatz zu der positiven Darstellung der Regierung machen Oppositionsgruppen allerdings das Gesundheitsministerium für viel mehr Todesfälle durch Covid-19 verantwortlich. Der Informationsdienst Confidencial berichtet über eine Untersuchung durch den Arzt Carlos Hernandez und einem multidisziplinären wissenschaftlichen Komitee, laut der eine Übersterblichkeit von 9.000 Toten auf verschwiegene Todesfälle durch Covid zurückzuführen sei.

Auch das Observatorio Ciudadano, das ebenfalls der Opposition nahe steht, veröffentlicht regelmäßig über höhere Covid-Zahlen als von der Regierung genannt werden. Das Observatorio berichtete bis zum 17. März von insgesamt 3.009 Todesfällen. Allerdings liegen diesen Informationen im Gegensatz zu den Regierungszahlen keine bestätigten Covid-Tests zu Grunde.