Mexiko: Massives Vorgehen der Sicherheitskräfte gegen Migranten in Chiapas

Tapachula. Mit Schlägen und Tränengas haben Sicherheitskräfte etwa 2.000 Migranten aus Mittelamerika daran gehindert, in die Grenzstadt Tapachula im südmexikanischen Bundesstaat Chiapas zu gelangen. An der gewaltsamen Auflösung der sogenannten Karawane der Migranten waren Nationalgarde, Militärpolizei und die Migrationsbehörde (Instituto Nacional de Migración, INM) beteiligt.

Die Geflüchteten lehnten das Angebot der Bundesbehörden ab, sich in Auffangzentren bringen zu lassen. Sie befürchten, massenhaft abgeschoben zu werden. Das war zuvor mit 600 Migranten passiert, die mit Bussen und Flugzeugen nach Honduras deportiert wurden.

Wie der Anwalt Luis Rey García Villagrán vom "Zentrum für menschliche Würde" in Tapachula mitteilte, habe er Teilnehmende der Karawane dabei begleitet, einen Antrag auf Schutz beim Flüchtlingshilfswerk des Innenministeriums zu stellen. Über 1.000 Anträge seien bereits in Absprache mit der Migrationsbehörde in Bearbeitung, betonte er.

Doch dann sei die Lage eskaliert, weil die Migranten angegriffen worden seien: "Die Nationalgarde, die Armee und Mitarbeiter der Migrationsbehörde übten eine schreckliche und brutale Repression aus. Es gab viele Verletzte", so García Villagrán. Medienberichte zeigen, wie sich eine Kette von mit Schilden und Knüppeln ausgerüsteten Nationalgardisten auf die Migranten zubewegt und diese abdrängt.

Mexikos Präsident Andrés Manuel López Obrador hingegen wiederholte, die Nationalgardisten, die zur Bewachung der Südgrenze eingesetzt sind, hätten "standgehalten" und keine Gewalt angewendet. Es gebe keine Berichte über Verletzte, nach seinen Informationen habe "die Nationalgarde gut gehandelt".

Die Karawane war am 15. Januar in Honduras aufgebrochen und hatte sich auf mehrere Routen aufgeteilt. Etwa 1.000 Migranten gelangten am 18. Januar nach El Ceibo an der Grenze zum mexikanischen Bundesstaat Tabasco. Die größere Gruppe erreichte ebenfalls am Samstag die Grenze bei Tecún Umán.

Die Gruppe in El Ceibo wurde von den mexikanischen Behörden zwischen dem 18. und 19. Januar aufgelöst. Die Mehrzahl der Migranten hatte den Checkpoint an der Grenze passiert. Nach Angaben der Regierung habe ein Teil der Gruppe zugestimmt, "freiwillig" nach Honduras begleitet zu werden. Andere haben Asyl beantragt und hoffen auf einen der versprochenen Arbeitsplätze in Südmexiko. Andere sind über die Berge nach Mexiko gelangt, wurden aber von den Bussen der INM eingefangen.

In Tecún Umán war die Situation anders. Ein Teil der Gruppe reiste durch den Checkpoint ein und akzeptierte eine der von der Regierung angebotenen Optionen: Sich den Behörden stellen, in ein Auffanglager gebracht werden, einen Antrag auf Asyl stellen und hoffen, nicht deportiert zu werden. Aber über 1.000 Menschen beschlossen, zunächst zu warten und später in die USA zu gelangen. Am 20. Januar durchwateten sie den Grenzfluss Suchiate, zogen sich nach Auseinandersetzungen mit der Nationalgarde jedoch wieder zurück. Am Morgen des 23. Januar versuchten sie es erneut, wurden aber nach wenigen Kilometern gestoppt und zurückgedrängt.

Die Migrationsbehörde teilte mit, 800 Menschen seien festgenommen (in ihren Worten: "gerettet") und in Auffanglager gebracht worden. Dort trafen sie auf diejenigen, die sich an der Grenze "freiwillig" den Behörden gestellt hatten, wie das Portal Animal Político ironisch bemerkt. Insgesamt wurden über 3.000 Migranten festgenommen und in Lager in Tuxtla Gutiérrez, Villahermosa, Tenosique und Tapachula gebracht.

"Donald Trump sagte, Mexiko würde für die Mauer zahlen. Die ganze Woche lang war die Nationalgarde die Mauer", schreibt Animal Politico weiter. "Der große Erfolg der Strategie von Trump und López Obrador war, die Grenze zu den USA 4.000 Kilometer nach Süden zu verlegen."