Venezuela / Politik

Kurz vor Wahl in Venezuela: Rückhalt für Guaidó bröckelt auch im eigenem Lager weiter

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Von nun an wohl nicht mehr vor britischer und venezolanischer Flagge zu sehen: Vanessa Neumann, bisherige "Botschafterin" von Guaidó in London
Von nun an wohl nicht mehr vor britischer und venezolanischer Flagge zu sehen: Vanessa Neumann, bisherige "Botschafterin" von Guaidó in London

Caracas/London. Kurz vor den am morgigen Sonntag stattfindenden Parlamentswahlen ist Vanessa Neumann, die "Botschafterin" des selbsternannten Interimspräsidenten von Venezuela, Juan Guaidó, in Großbritannien von ihrem Posten zurückgetreten. Sie führte zur Begründung dieses Schrittes an, dass auch innerhalb der Opposition unklar sei, wie sich der weitere Rückhalt für Guaidó entwickele, so Neumann gegenüber der Financial Times.

Guaidó tritt morgen nicht nochmal für ein Mandat an und kann damit ab 5. Januar nicht mehr Parlamentspräsident sein. Aufgrund dieses Postens hatten unter anderen die USA, die EU und Deutschland ihn nach seiner Selbsternennung als Interimspräsident anerkannt.

Nicht nur bei internationalen Unterstützern scheint in den letzten Wochen der Rückhalt für Guaidó zu schwinden, sondern auch bei bisherigen engen politischen Verbündeten wie Neumann und großen Teilen der venezolanischen Opposition. So treten morgen zwar einige wichtige Oppositionsparteien aus freien Stücken nicht an, jedoch nehmen auch zahlreiche Parteien an der Wahl teil, die der Opposition zuzuordnen sind.

Neumann hatte immer wieder versucht, "diplomatische Beziehungen" mit der britischen Regierung zu etablieren, war dabei allerdings nur bedingt erfolgreich. Unter anderem brach die Regierung von Boris Johnson die Kontakte zur legitimen venezolanischen Regierung von Nicolás Maduro nie vollständig ab. Dies bedeutete, dass Neumann auch nie eine formelle Akkreditierung in Großbritannien bekommen hatte, wie die Financial Times berichtete.

Zudem widersprach ein britisches Revisionsgericht im Oktober einem Urteil des Obersten Gerichtshofs des Landes, wonach es rechtens sei, bei der Bank of England liegendes venezolanisches Gold nicht an die Regierung Maduro zu übergeben. Das Gericht sah die Anerkennung Guaidós als widersprüchlich an und folgte der Argumentation der venezolanischen Zentralbank (BCV), wonach die diplomatischen Beziehungen zur Regierung von Maduro de facto nie abgebrochen wurden und diese damit weiterhin anerkannt würde.

Der gerichtlichen Aufforderung zur Zahlung von 525.000 US-Dollar an die siegreiche Partei ‒ die Regierung Maduro ‒ als Ausgleich für entstandene Kosten, kam Guaidó bislang nicht nach.

Neumann erklärte nun bei ihrem Rückzug zwar, der "Kampf gegen Maduro wird weitergehen", sie wolle sich von nun an aber lieber wieder in der "Privatwirtschaft" betätigen.