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Kolumbien: Offener Brief der ELN an US-Behörden zum Thema Drogenhandel

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Die Guerilla ELN betont "mit keiner der Phasen des Drogenhandels" zu tun zu haben
Die Guerilla ELN betont "mit keiner der Phasen des Drogenhandels" zu tun zu haben

Bogotá. In einem offenen Brief an das US-Außenministerium, die US-Staatsanwaltschaft und die kolumbianische Regierung bestreitet die Guerillaorganisation Nationale Befreiungsarmee (Ejército de Liberación Nacional, ELN) Verbindungen zum Drogenhandel. Die Rebellen kritisieren die Drogenpolitik Kolumbiens und der USA. Sie laden außerdem beide Regierungen zur Bildung einer internationalen Kommission ein, die vor Ort überprüfen soll, ob die ELN überhaupt über die Infrastruktur für die Produktion oder den Export von Drogen verfüge. Der UN-Sicherheitsrat solle an der Kommission teilnehmen, so ihre Forderung.

Die Guerilla betont in dem Schriftstück, "mit keiner der Phasen des Drogenhandels" zu tun zu haben: "Wir haben keine Drogenlabore, -küchen, Flugpisten, Transportrouten, betreiben keinen Drogenanbau und exportieren auch kein Kokain. Wir haben überdies keinen Bezug zu den Geschäften mit den chemischen Ausgangsstoffen." In Einflusszonen der ELN sei allein die Besteuerung von Großkäufern genehmigt. Nur sie profitierten wirklich vom Drogenhandel im Hinterland. Die Guerilla besteuere, dort wo sie präsent sei, verschiedene wirtschaftliche Aktivitäten, wie Staaten es auch tun würden, heißt es in dem Brief weiter.

Die Organisation bestreitet zudem die ELN-Zugehörigkeit von drei Männern, die in Kolumbien wegen Drogenhandels verhaftet wurden. Die zuständigen kolumbianischen und US-Behörden hatten verkündet, es handele sich um drei ihrer Mitglieder. "Das US-Außenministerium und die US-Staatsanwaltschaft werden am Ende zugeben müssen, dass keiner von ihnen Verbindungen zur ELN hat, weil das die Wahrheit ist", versichern die Rebellen.

Verbindungen mit dem Drogenhandel hätten eher die USA und die kolumbianische Regierung, betont das Dokument. Die ELN erinnert daran, dass die US-Regierung in den 1980er Jahren die Contras in Nicaragua mit Drogengeld unterstützte und werfen der US-Antidrogenbehörde DEA vor, hin und wieder Drogenschmuggel in die USA zuzulassen. Das kolumbianische Establishment beschuldigt sie der Komplizenschaft mit Paramilitärs, die sich durch Drogenhandel finanziere. Die Guerillaorganisation erwähnt auch die möglichen Beziehungen von Präsident Iván Duque zu Drogenhändlern, über die die Enthüllungspresse in diesem Jahr berichtete. Und dass "Kokain durch Flughäfen, Landstraßen, Flüsse und Meere ausgeführt wird", führen die Rebellen auf die Teilnahme der Sicherheitskräfte am Drogengeschäft zurück.

Zudem sei das Besprühen mit Glyphosat nicht die Lösung, versichert die ELN. Unter den Alternativen, die sie erwähnt, steht die Legalisierung der Drogen und die ökonomische Unterstützung der kleinen Produzenten, damit sie aus dem Kokaanbau aussteigen können.

Die Guerilla schlägt der kolumbianischen Regierung zudem einen beidseitigen Waffenstillstand vor.