Mexiko: Weitere Haftbefehle im Fall Iguala gegen Militärs und Bundespolizisten

López Obrador verspricht Ende der Straflosigkeit. Die "historische Wahrheit" der Vorgängerregierung ist endgültig widerlegt

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Präsident Andrés Manuel López Obrador mit María Martínez Zeferino bei der Gedenkveranstaltung im Regierungspalast in Méxiko-Stadt
Präsident Andrés Manuel López Obrador mit María Martínez Zeferino bei der Gedenkveranstaltung im Regierungspalast in Méxiko-Stadt

Mexiko-Stadt. Mexikos Präsident Andrés Manuel López Obrador (Amlo) hat am 6. Jahrestag des Verschwindenlassens der 43 Lehramtsstudenten aus Ayotzinapa sein Engagement bekräftigt, den Fall zu klären. Er informierte über dutzende von der Generalstaatsanwaltschaft erlassene Haftbefehle gegen Bundespolizisten und Soldaten, die als mutmaßliche Täter und Hintermänner des Massakers gelten.

"Es wird keine Straflosigkeit geben. Die Wahrheit, und zwar die authentische Wahrheit über das Geschehen wird bekannt werden. Wir werden den Verbleib der jungen Männer erfahren", betonte Amlo vor den Eltern der Verschwundenen. Zudem entschuldigte er sich bei ihnen, da "wir vor einer großen Ungerechtigkeit stehen, die vom mexikanischen Staat begangen wurde. Es muss Gerechtigkeit geben".

Der beim Akt zum 6. Jahrestag ebenfalls anwesende Präsident der Wahrheitskommission und Staatssekretär für Menschenrechte und Inneres, Alejandro Encinas, stellte den aktuellen Stand der Ermittlungen vor. Mit der Identifizierung der sterblichen Überreste von Christian Alfonso Rodríguez Telumbre im Juli dieses Jahres sei die unter der Regierung von Enrique Peña Nieto behaupete "historische Wahrheit" vollständig widerlegt worden. Laut dieser Version sollen drei Mitglieder der Drogenbande Guerreros Unidos die 43 jungen Männer in einer Müllkippe in der Kleinstadt Cocula lebendig verbrannt haben.

Deren Mitglieder versuchten bis heute, die Öffentlichkeit gezielt zu desinformieren. Die Ermittlungen befänden sich in der schwierigsten Phase: "Sie werden zurzeit gerichtlich belangt und das Schweigen wird gebrochen", so Encinas. Die Regierung wolle den Angehörigen keine falschen Hoffnungen machen. Das Ziel sei, die Wahrheit zu erfahren und die Lehramtsstudenten zu finden.

In Vertretung der 43 Eltern sprach María Martínez Zeferino, Mutter des immer noch verschwundenen Miguel Àngel Hernández Zeferino. Sie appellierte an den Präsidenten "mehr Druck zu machen", damit die jungen Männer gesucht und gefunden werden. "Enttäuschen Sie uns nicht. Es kann nicht sein, dass die Straftäter stärker sind als Sie", so Martínez. Sie machte auch klar, dass, obwohl die aktuelle Regierung mehr Einsatzbereitschaft signalisiere, die Eltern weiterhin protestieren, bis die Täter vor Gericht gebracht und ihre Söhne gefunden werden.

Das Menschenrechtszentrum Tlachinollan, als Organisation, die die Eltern begleitet, erklärte in einem Kommuniqué, dass die Regierung von López Obrador eine qualitative Änderung in den Ermittlungen vornehmen müsse: "Diese dutzenden von Haftbefehlen müssen vollstreckt werden", heißt es darin.

Angehörige der Lehramtsstudenten demonstrierten in der Hauptstadt und errichteten eine "Mauer der Erinnerung", an der sie gemeinsam mit dem Kollektiv "Spuren der Erinnerung" Porträts und Schuhabdrücke der 43 jungen Männer anbrachten. Die Zahl 43 wurde auf den Haupteingang des Rathauses in Mexiko-Stadt aufgemalt.

In der Nacht vom 26. auf den 27. September 2014 verschleppte die örtliche Polizei in Iguala im südwestlichen mexikanischen Bundesstaat Guerrero die 43 Studenten, tötete sechs Menschen und verletzte 40 weitere Personen. Erst von zwei der verschwundenen Studenten wurden die sterblichen Überreste gefunden.