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Kuba: Großmarkt öffnet für Privatsektor, neues Modell für staatliche Gastronomie

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Der Großmarkt Mercabal in Havanna wurde im März 2018 eröffnet
Der Großmarkt Mercabal in Havanna wurde im März 2018 eröffnet

Havanna. Der Großmarkt Mercabal in Havanna ist jetzt für sämtliche private Gastronomiebetriebe der kubanischen Hauptstadt geöffnet, bis September sollen die übrigen Provinzen nachziehen. Die Ministerin für Binnenhandel, Betsy Díaz Velázquez, kündigte derweil die Restrukturierung von mehr als 8.000 staatlichen Gastronomiebetrieben an.

Kubas Präsident Miguel Díaz-Canel hatte vergangene Woche neue Wirtschaftsmaßnahmen zur Bekämpfung der ökonomischen Folgen der Corona-Pandemie angekündigt. Nun wurden weitere Details bekanntgegeben. Im Rahmen des neuen Wirtschaftsmodells sollen gleiche Bedingungen für alle Produzenten geschaffen werden. Private Betriebe erhalten erstmals Zugang zum Groß- und Außenhandel und können sich zur Bildung neuer Produktionsketten mit dem Staatssektor und ausländischen Investoren zusammentun.

Nun hat der Mercabal sein Angebot für privatwirtschaftliche Akteure Havannas erweitert. Bisher durften nur Produktions- und Dienstleistungskooperativen (CNoAs) sowie ausgewählte Restaurants dort einkaufen. Die Verkäufe erfolgen ausschließlich in US-Dollar und über eine Girokarte.

Bis September sind 15 neue Großmärkte in allen Provinzen des Landes geplant. Damit soll der informelle Sektor zurückgedrängt und der Einzelhandel entlastet werden, der jetzt ebenfalls über ein Angebot in Fremdwährung verfügt.

Laut Außenhandelsminister Rodrigo Malmierca werden sämtliche Privatbetriebe so schnell wie möglich mit einem eigenen Konto ausgestattet, das Zugangsvoraussetzung für den Außenhandel und den Großmarkt ist. Die Zusatzkosten für Importe würden so gering wie möglich ausfallen. "Das Ziel der Regierung ist es, den Import und Export für den Privatsektor zu vereinfachen. Es geht nicht darum, dass die beteiligten Staatsfirmen dadurch rentabler werden", so Malmierca.

Binnenhandelsinisterin Betsy Díaz Velázquez gab indes bekannt, dass ein "radikaler Wandel in der Funktionsweise der gastronomischen Einrichtungen" eingeläutet werde. Man habe "die Anreize für die Belegschaft und die moralisch-ethischen Verhaltensweisen der Chefs" in der staatlichen Gastronomie genau unter die Lupe genommen. In den vergangenen Jahren wurden dort viele Fälle von Diebstahl und Korruption aufgedeckt und der Zweig gilt als chronisch verlustbehaftet.

In Zukunft sollen "Effizienz und Konkurrenz" als neue Leitprinzipien unter den mehr als 8.000 Betrieben des Sektors Einzug halten. Sie sollen sich demnächst selbst verwalten, müssen sich über den Markt mit Inputgütern versorgen und Steuern zahlen, wobei die Immobilie in Staatsbesitz bleibt. Das neue Managementsystem soll zunächst in 105 Betrieben umgesetzt werden. Bis zum Jahresende soll Bilanz gezogen und entschieden werden, welche Einrichtungen das neue Modell übernehmen und welche an Privatbetriebe verpachtet werden, so Díaz.

Darüber hinaus sollen im Verlauf des Jahres auch in anderen Sektoren staatliche Kleinbetriebe und Immobilien an Genossenschaften und andere private Franchisenehmer verpachtet werden. Im Rahmen des 2017 beschlossenen neuen Sozialismus-Konzepts, will sich der Staat künftig von der direkten Verwaltung "nicht-strategischer" Betriebe trennen.