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Wie gut ist das "letzte Angebot" von Ecuador an Gläubiger wirklich?

AdHoc-Gruppe um BlackRock würde Angebot akzeptieren. Andere Gläubiger sind noch skeptisch. Regierung Moreno braucht vor Wahlen finanziellen Spielraum

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Unter Druck durch hohe Auslandsschulden: Ecuadorianischer Sucre
Unter Druck durch hohe Auslandsschulden: Ecuadorianischer Sucre

Quito. Die Regierung von Ecuador hofft, die schwierige wirtschaftliche Lage des Landes mit einem "letzten Angebot" für eine Restrukturierung der Auslandsschulden in den Griff zu bekommen. Zwar zeigte sich eine wichtige Gläubiger-Gruppe, die sogenannte AdHoc-Gruppe, zunächst zufrieden mit dem nun vorgelegten Angebot. Andere Gläubiger hoffen allerdings auf eine für sie noch bessere Offerte. Der AdHoc-Gruppe gehört auch der weltgrößte Vermögensverwalter BlackRock an, sie hält rund 53 Prozent der gesamten ecuadorianischen Schuldentitel.

Durch das ursprünglich in dieser Form bereits seit einigen Wochen bekannte Angebot sollen zehn Anleihen, die zwischen 2022 und 2030 fällig werden, in drei neue Anleihen umgewandelt werden, die erst in den Jahren 2030, 2035 und 2040 zu dann veränderten und für Ecuador günstigeren Bedingungen zurückgezahlt werden müssten. Sollten die nun vorgelegten Bedingungen akzeptiert werden, würde sich die Schuldenlast des südamerikanischen Landes für die nächsten vier Jahre um rund zehn Milliarden US-Dollar und für den Zeitraum 2025-2030 um weitere sechs Milliarden US-Dollar verringern. Das soll laut Medienberichten in der Gesamtheit einer effektiven Kürzung der Schulden um neun Prozent entsprechen. Laut dem Finanzministerium würde die durchschnittliche Zinslast von 9,2 auf 5,3 Prozent gesenkt und die durchschnittliche Laufzeit von 6,1 auf 12,7 Jahre erhöht werden. Das nun vorgelegte Angebot soll bis zum 31. Juli gültig sein.

Wie unter anderem die New York Times berichtet, hätten zwei Gläubigergruppen das Angebot vom Montag allerdings umgehend zurückgewiesen. Eine der Gruppen um die Investoren Amundi, Contrarian Capital Management und T Rowe Price Associates, die 25 verschiedene Investoren vertritt und die an bestimmten Anleihen eine Beteiligung zwischen 25 und 35 Prozent haben sollen, bezeichnete das Angebot weder "als Ecuadors beste Bemühungen, eine gerechte Umstrukturierung mit einer Mehrheit von Anleihegläubigern zu erreichen". Noch sei durch das Angebot ersichtlich, wie man damit "soziale Entwicklungsziele" umzusetzen gedenke, "um eine nachhaltige Zukunft aufzubauen".

Zwar äußerten sich die regierungsnahen ecuadorianischen Medien durchweg positiv ob der in Aussicht stehenden Einigung, jedoch konnte man außerhalb von Ecuador auch einige Skepsis vernehmen. Tiago Severo, Vizepräsident für Lateinamerika-Wirtschaftsforschung bei der US-amerikanischen Investmentbank Goldman Sachs, sprach in einer ersten Einschätzung von einer "etwas riskanten Strategie", die "zu einem vorübergehenden Stillstand des Prozesses führen" könnte. Man sei aber generell noch der Ansicht, eine Übereinkunft über eine Umstrukturierung der Schulden erzielen zu können, so Severo weiter.

Was nun immer mehr ersichtlich zu werden scheint, sind die Bestrebungen von Präsident Lenín Moreno und seiner Regierung, bis zu den Präsidentschaftswahlen im kommenden Februar praktisch keine Schulden mehr bedienen zu müssen und sich somit wichtigen Spielraum zu verschaffen.

Zwar hat sich die wirtschaftliche Lage seit Beginn der Corona-Pandemie noch einmal weiter verschärft, jedoch hat die aktuelle Regierung in den vorherigen Jahren seit Amtsübernahme im Mai 2017 nicht vermocht, eine tragfähige wirtschaftliche Strategie zu entwickeln. Vielmehr wurden Kredite in dem Maße aufgenommen, dass zukünftige Generationen nach dem aktuellen Plan mindestens bis ins Jahr 2040 Rückzahlungen leisten müssen.