Brasilien / Politik

Brasilien: Neuer Bildungsminister ist evangelikaler Pastor

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Milton Ribeiros Profilbild beim Kurznachrichtendienst Twitter
Milton Ribeiros Profilbild beim Kurznachrichtendienst Twitter

Brasilia. Der Theologe und Jurist Milton Ribeiro ist neuer brasilianischer Bildungsminister. Der 62-Jährige predigt als Pastor der evangelikalen Presbyterianischen Kirche in Santos, war Vize-Kanzler der presbyterianischen Mackenzie-Universität in São Paulo und ist Reserveoffizier.

Seine Ernennung passt zum erklärten Willen von Brasiliens ultrarechtem Präsidenten Jair Bolsonaro im Bildungsbereich, "Genderthemen" auszuklammern und eine Ideologie zu fahren, die die "familiären Werte" propagiert. Der Schritt wurde von religiösen Gruppen in Brasilien begrüßt.

Liberale Kreise haben die Ernennung von Milton Ribeiro scharf kritisiert. Sie verbreiten Videoaufnahmen die seine Gedankenwelt enthüllen. In einem der Videos macht Ribeiro das "existentialistische Denken" an brasilianischen Universitäten für "Sex ohne Grenzen" unter jungen Leuten verantwortlich. In einem vier Jahre alten Video verteidigt er die körperliche Züchtigung von Kindern als legitime Erziehungsmethode. "Das Kind muss Schmerzen fühlen", sagt er wörtlich. Diese Filmsequenz wurde inzwischen aus dem Netz genommen. Der brasilianische Fernsehstar Maria da Graça "Xuxa" Meneghel, die lange Zeit prominente Kindersendungen moderierte, kritisierte seine Haltung jetzt auf Instagram.

Milton Ribeiro ist bereits der vierte Bildungsminister der Bolsonaro-Administration in eineinhalb Jahren. Der erste, Ricardo Vélez Rodríguez, hat das Ministerium umstrukturiert und Kürzungen bei den Zahlungen für Stipendiaten durchgesetzt. Sein Nachfolger Abraham Weintraub fiel durch Nazivergleiche und rassistische Kommentare auf. Carlos Alberto Decotelli wurden nach seiner Nominierung im Juni Unstimmigkeiten im Lebenslauf nachgewiesen. Noch vor seinem Amtsantritt stolperte er über Plagiatsvorwürfe, falschen Angaben zu seiner wissenschaftlichen Laufbahn und einem erfundenen Doktortitel der Universität von Rosario in Argentinien.