Dominikanische Republik wagt die erste Corona-Wahl in Lateinamerika

Abstimmung über Präsidenten und Parlament trotz hoher Infektionszahlen. Oppositioneller Luis Abinader in Führung

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Abinader (2.v.r.) mit Parteifreunden in der Dominikanischen Republik
Abinader (2.v.r.) mit Parteifreunden in der Dominikanischen Republik

Santo Domingo. In der Dominikanischen Republik sind kurz vor den Präsidentschafts- und Parlamentswahlen am kommenden Sonntag binnen 24 Stunden 951 Infektionen mit dem Coronavirus registriert worden, ein neuer Tagesrekord seit Beginn der Pandemie. Insgesamt sind nach Angaben des Gesundheitsministeriums 35.148 Menschen von dem Erreger SARS-CoV-2 betroffen. Die Gesamtzahl der Todesfälle beläuft sich auf rund 800. Knapp 200 Erkrankte wurden zuletzt intensivmedizinisch betreut. Gut 3.500 der Infizierten sind in Krankenhäusern isoliert und rund 13.000 befinden sich in häuslicher Isolation. Gut 18.000 Menschen haben sich von der Erkrankung erholt. Die Sterblichkeitsrate beträgt 2,21 Prozent, so das Gesundheitsministerium.

Das Hauptanliegen der dominikanischen Behörden sei es nun, die Zahl der Betten in Krankenhäusern und Kliniken für Coronavirus-Patienten zu erhöhen, so Gesundheitsminister Rafael Sánchez Cárdenas. Die Krankenhausauslastung liegt bei knapp über 63 Prozent.

Die Regierung der Dominikanischen Republik hatte unlängst den seit dem 19. März geltenden Ausnahmezustand aufgehoben und das Land wieder für den Tourismus geöffnet, obwohl sie das Verbot sozialer Aktivitäten und von Menschenansammlungen, etwa in Kinos, Kasinos, Diskotheken und Theatern aufrechterhält.

Ungeachtet dieser schwierigen Lage sind fast acht Millionen Dominikaner im Land und fast eine halbe Million im Ausland zur Wahl des Präsidenten, des Vizepräsidenten, der 32 Sitze im Senat und der 190 Sitze in der Abgeordnetenkammer aufgerufen. Es sind die ersten Wahlen, die in Lateinamerika inmitten der Pandemie stattfinden.

Die Hauptanwärter für das Präsidialamt sind Luis Abinader von der oppositionellen Modernen Revolutionären Partei (Partido Revolucionario Moderno, PRM); Gonzalo Castillo Terrero von der regierenden Dominikanischen Befreiungspartei (Partido de la Liberación Dominicana, PLD), Guillermo Moreno von Alianza País (ALPAÍS) und der ehemalige Präsident Leonel Antonio Fernández Reyna für die Partei Kraft des Volkes (Fuerza del Pueblo).

Konflikte hatte es im Vorfeld über ein vollautomatisiertes Abstimmungssystem gegeben. Ein bei den Kommunalwahlen durchgeführter Testlauf hatte Probleme bei der computerbasierten Abstimmung offenbart. Dies provozierte wochenlange Proteste gegen einen möglichen Wahlbetrug.

Der Präsidentschaftskandidat der oppositionellen PRM, Luis Abinader, liegt laut dem Meinungsforschungsunternehmen Mark Penn Stagwell vor seinem Gegner von der PLD, Gonzalo Castillo, deutlich in Führung. Abinader kommt demnach auf 47 Prozent der Stimmen, während Castillo mit 35 Prozent auf dem zweiten Platz liegt. Nach letzten Umfragewerten gäbe es eine Stichwahl, da keiner der Kandidaten die in der Verfassung geforderten 51 Prozent erreichen würde. Der ehemalige Präsidenten Leonel Fernández käme nach letzten Umfragen nur auf rund elf Prozent der Stimmen.

Sollte ein zweiter Wahlgang erforderlich sein, würde Abinader den Prognosen zufolge mit 54 Prozent der Stimmen die Präsidentschaft gewinnen, während Castillo 40 Prozent der Stimmen erhalten würde.