Chile / Menschenrechte

Gewerkschaft: Starbucks Chile zwingt Mütter inmitten der Pandemie zur Arbeit

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Protestschreiben der Gewerkschaft der Starbucks-Angestellten
Protestschreiben der Gewerkschaft der Starbucks-Angestellten

Santiago. Während das Land die Zahl der 250.000 Corona-Infizierten überschreitet, ruft Starbucks Chile trotz eines Gerichtsurteils Mütter zurück an die Arbeit. Dies geht aus einem Protestschreiben der Gewerkschaft der Angestellten von Starbucks hervor, das die Onlinezeitung El Ciudadano publik machte.

Einige Mitarbeiterinnen hatten vor Gericht wegen der widerrechtlichen Arbeitsaufforderung auf Schutzmaßnahmen für Mütter und Schwangere geklagt und am 16. Juni Recht bekommen. Demnach müssen Mütter mit Kindern unter zwei Jahren bei Lohnfortzahlung von der Arbeit freigestellt werden.

Der auf Kaffeeprodukte spezialisierte internationale Konzern gab nun bekannt, dass die Frauen, die geklagt hatten, ab dieser Woche zur Arbeit antreten müssen, wobei sie in den meisten Fällen in anderen Filialen als bisher eingesetzt werden sollen. Dies sei nicht mit dem Gerichtsurteil vereinbar, kritisiert die Gewerkschaft.

Es sei allgemein bekannt, dass Einrichtungen für die Kinderbetreuung aufgrund der staatlich angeordneten sanitären Maßnahmen geschlossen sind. Eine private Betreuung zu Hause sei für die Betroffenen nicht finanzierbar und wegen der Quarantäne auch nicht durchführbar. Starbucks kenne diese Situation, die ein Erscheinen bei der Arbeit unmöglich mache, habe sich aber dennoch entschieden, mit Sanktionen gegen die Mitarbeiterinnen zu drohen. Das Unternehmen handle zudem fahrlässig, wenn es Mütter zwinge, in öffentlichen Verkehrsmitteln zur Arbeit zu fahren und damit ihre Gesundheit und die ihrer Kinder zu gefährden,

Das Verhalten von Starbucks vertiefe den Konflikt zwischen Unternehmen und Angestellten nur noch mehr, so die Gewerkschaft weiter. Man werde dagegen mit rechtlichen und politischen Mitteln vorgehen.

Neben dem Konzern sei auch das Arbeitsministerium in der Pflicht. Dieses weigerte sich, mit dem Parlament über eine Erweiterung des Mutterschutzes während der Pandemie zu verhandeln, und ließ damit das Gesetzesprojekt, das über alle Parteigrenzen hinweg von Parlamentarierinnen eingebracht wurde, scheitern.