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Chile: Präsident Piñera entlässt Gesundheitsminister

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Entlassen: Chiles Ex-Gesundheitsminister Jaime Mañalich
Entlassen: Chiles Ex-Gesundheitsminister Jaime Mañalich

Santiago de Chile. Mitten in der Corona-Pandemie hat Chiles Präsident Sebastián Piñera den unbeliebten Gesundheitsminister Jaime Mañalich entlassen. Zuvor hatte es heftige Kritik an Mañalichs Krisenmanagement gegeben. Das Gesundheitsressort soll nun von Enrique Paris geführt werden. Der Wechsel geschieht auf dem Höhepunkt der Pandemie mit unzähligen Toten und Neuinfektionen.

Vor allem in den letzten Tagen hatte sich die Kritik an Präsident und Minister sowie ihrem Umgang mit der Pandemie gehäuft. So weigerte sich die Regierung, wirksame Maßnahmen wie eine Quarantäne zu verhängen. Für Debatten sorgte auch die Zählweise von Corona-Toten. Chile ist das einzige Land, in dem Todesopfer durch die Atemwegserkrankung Covid-19 als Genesene in die Statistik eingehen. Zur Begründung hieß es von Regierungsseite, dass von den Verstorbenen "kein Infektionsrisiko mehr ausgeht".

Die massive Ausbreitung des neuartigen Corona-Virus in Lateinamerika hatte vor gut drei Monaten vor allem in Chile und Argentinien begonnen. Während Argentinien eine strikte Quarantäne verordnete, hat Chile diesen Schritt vermieden. Nun hatte Argentinien am Samstag 18.764 COVID-19-Fälle und 785 Tote und Chile bei wesentlich kleinerer Bevölkerung 160.846 Fälle und 2.870 Tote. Diese Zahlen sehen viele als Indiz für die falsche Strategie.

Der beliebte Bürgermeister von Recoleta, einem Stadtteil Santiagos, Daniel Jadue, sieht im bisherigen Handeln der Regierung Piñera weniger einen Plan zur Bekämpfung der Pandemie und des Schutzes der Bevölkerung als einen Plan der Regierung zur Verhinderung eines zweiten sozialen Aufstands. Eine weitere Verschiebung des Referendums für eine neue Verfassung ist aufgrund der schwierigen Lage nicht mehr ausgeschlossen.

Politiker der Opposition haben nun trotz der Entlassung des Ex-Ministers rechtliche Schritte gegen Mañalich wegen seiner Verfehlungen angekündigt. Eine politische sowie juristische Aufarbeitung der Arbeit des Ex-Ministers sei nötig, hieß es von dieser Seite.