Gewalt reißt nicht ab: Mord an einem Mapuche-Aktivisten in Chile

chile_werken-alberto-alejandro-treuquil-treuquil.jpg

Der Mapuche-Aktivist Alejandro Treuquil wurde von Unbekannten erschossen
Der Mapuche-Aktivist Alejandro Treuquil wurde von Unbekannten erschossen

Collipulli. Am 4. Juni wurde in der Nähe der südchilenischen Stadt Collipulli in der Region Araucanía ein Mapuche-Aktivist von Unbekannten erschossen. Alejandro Treuquil (37) starb im Krankenhaus, nachdem er von mehreren Schüssen getroffen wurde. Drei weitere Menschen wurden verletzt und befinden sich noch im Krankenhaus.

Der Angriff fand in der Mapuche-Gemeinde We Newén statt, als eine Gruppe von zivil gekleideten Personen das Feuer eröffnete. In einem auf facebook veröffentlichten Kommuniqué erklärte die Gemeinde We Newén: "Unser werken [Mapuzungún für "Sprecher", Anm. d. A.] wurde feige von Personen von außerhalb der Gemeinde getötet, als er auf der Suche nach einem seiner Pferde war. Er und einige junge Leute aus der Gemeinde wurden in einen Hinterhalt gelockt und mit Schusswaffen angegriffen, was zu verschiedenen Verletzungen führte, während unser werken Alejandro Treuquil durch eine Kugel tödlich verletzt wurde."

"Im Zusammenhang mit dem Mord mit einer Schusswaffe an einem 37-jährigen Mann ist ein Verfahren im Gange. Es wird sowohl im Krankenhaus Collipulli als auch am Ort des Geschehens ermittelt", erklärte der Kriminalpolizist Claudio Pizarro.

Die Gemeinde We Newén war am 13. Mai von Einheiten der Militärpolizei Carabineros angegriffen worden. Treuquil selbst hatte öffentlich gemacht, dass dabei 15 Personen verletzt worden seien. In einem Interview mit Radio y Diario Universidad de Chile erklärte der jetzt Verstorbene: "Einem Kind mit einer Behinderung wurde in die Hand geschossen, da es wegen eines Problems am Fuß nicht flüchten konnte." Treuquil sagte weiter, die Carabineros hätten ihn darüber informiert, dass sie einen Haftbefehl gegen ihn hätten, der aber nie zugestellt worden sei, ebenso wenig wie die Gründe dafür. "In diesem Moment begann eine Schießerei, von der wir nicht einmal wissen, wie sie passiert ist, und ich wurde von einem Gummigeschoss am Kopf verletzt."

Die Mapuche in Chile befinden sich seit langer Zeit im Konflikt mit dem chilenischen Staat und Großgrundbesitzern. Sie fordern die Rückgabe von während der Kolonisierung Ende des 19. Jahrhunderts und danach geraubtem Land. In den Regionen Bío Bío, Araucanía und Los Ríos verfolgt der Staat eine harte Linie im Umgang mit den Mapuche. Die von dem indigenen Volk bewohnten Regionen sind durch die Carabineros dauerhaft militarisiert und besetzt. Sie sind mit Panzerfahrzeugen, Drohnen, Sturmgewehren und Helikoptern ausgerüstet. Verdachtsunabhängige Durchsuchungen der Gemeinden sind an der Tagesordnung.

Dabei werden immer wieder Mapuche von Sicherheitskräften getötet. Zuletzt hatte der Fall des damals 24-jährigen Camilo Catrillanca für Aufsehen gesorgt, der am 14. November 2018 bei der Feldarbeit von Carabineros erschossen worden war (amerika21 berichtete). Dieser Mord fand keine 20 Kilometer von Collipulli entfernt statt.