Neue Funde in Massengrab aus Zeit der Diktatur in Uruguay

Weitere Verschwundene aus der Zeit der Diktatur geborgen. Auf einem Militärgelände wurden erneut vergrabene menschliche Überreste gefunden

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Sitz des 13. Armeebataillons in Montevideo, Uruguay: Hier wurden erneut menschliche Reste gefunden
Sitz des 13. Armeebataillons in Montevideo, Uruguay: Hier wurden erneut menschliche Reste gefunden

Montevideo. Auf dem Gelände des 13. Armeebataillons in Montevideo sind unlängst menschliche Knochenfunde sichergestellt worden. Es handelt sich um ein vollständiges, mit Kalk bedecktes Skelett. Zuerst hatte man einen Schädel und ein Schlüsselbein sowie einige kleinere Knochen gefunden.

Die Nachricht sorgte in dem südamerikanischen Land für Aufruhr. Schon seit 2011 ist ein Großteil dieses Geländes aufgrund einer Verordnung der Justiz abgesperrt. Forensiker kämmen den Boden zentimeterweise durch. Das 13. Bataillon unterhielt auf dem Gelände während der Diktatur 1973-1985 ein geheimes Gefängnis und Folterzentrum.

In den vergangenen Jahren gab es bereits mehrere Funde. Im Dezember 2005 stieß ein Anthropologenteam der Universität von Montevideo auf die Überreste des Notars Fernando Miranda. Sein Sohn ist heute Präsident der linksgerichteten Regierungspartei Frente Amplio.

Im Jahr 2006 fand man im Boden eines kleinen Bauernhofs in der Nähe des Ortes Pando die vergrabenen Leichenteile von Ubagesner Chávez Sosa, eines Gewerkschafters und Mitglieds der Kommunistischen Partei Uruguays.

Einige Jahre später tauchten auf dem Gelände des 14. Bataillons Knochenreste des Lehrers Julio Castro sowie des Geschäftsmanns Ricardo Blanco Valiente auf. Beide waren während der Militärdiktatur verhaftet und verschleppt worden.

Sofort nach Bekanntwerden der Nachricht begaben sich der Verteidigungsminister, der Regierungssprecher, Richter und Staatsanwälte sowie der Chef der Streitkräfte zum 13. Bataillon.

Der Fundort lag 50 Meter von einem Flussufer entfernt. Da Regenfälle angekündigt waren, arbeitete die Forschungsgruppe in Forensischer Archäologie Uruguays (GIAF) die ganze Nacht über, um zu verhindern, dass mögliche Spuren durch den kommenden Regen oder den ansteigenden Wasserspiegel verwischt würden.

Seit Beginn der Regierungszeit der Frente Amplio im Jahr 2005 hat der Staat systematisch nach Opfern aus der Zeit der Militärdiktatur gesucht. Bisher hatten diese Anstrengungen nur geringe Ergebnisse.

Eine Mauer des Schweigens, ein eiserner Pakt aller Mitglieder der Streitkräfte, verwehrt es der uruguayischen Gesellschaft, die Wahrheit über die gewaltsam Verschwundenen zu erfahren. Seit Ende der Diktatur haben dazu verschiedene Militärs falsche Informationen gestreut, um die Suche nach Verschwundenen zu erschweren. Tenor: Man habe sie alle verbrannt und ihre Asche in den Rio de la Plata gestreut. Es seien keine Überreste mehr vorhanden.

Allerdings gab es immer wieder Hinweise aus der Bevölkerung, die es ermöglichten, einige der Vermissten durch Skeletteile zu identifizieren. So werden nun auch die aktuellen Knochenfragmente einer genetischen Analyse in einem Labor in Argentinien unterzogen und anschließend mit der Gen-Datenbank der Familienangehörigen abgeglichen.

"Wir bemühen uns, vorsichtig zu sein, um in keiner der Familien falsche Hoffnungen zu wecken. Wir warten die Ergebnisse der genetischen Prüfung ab", sagte der Sprecher der Anthropologen.

Luis Lacalle Pou, Präsidentschaftskandidat der rechten "Nationalpartei", sagte später. "Ich habe mich geirrt, als ich forderte, diese Suche aufzugeben. Ich habe mich politisch und menschlich geirrt. Man muss sich in die Lage der Familien der Opfer versetzen, um ihr Leid zu verstehen."