Kuba / Soziales

Kuba erprobt neue Immuntherapie zur Behandlung von Covid-19

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Das kubanischen Zentrum für Gentechnik und Biotechnologie (CIGB) hat ein Medikament zur Behandlung von Covid-19-Patienten entwickelt
Das kubanischen Zentrum für Gentechnik und Biotechnologie (CIGB) hat ein Medikament zur Behandlung von Covid-19-Patienten entwickelt

Havanna. Wie die kubanische Tageszeitung Granma berichtet, sind auf Kuba inzwischen klinische Studien eines neu entwickelten Medikaments zur Behandlung von Covid-19-Kranken angelaufen. Bei "CIGB-2020" handelt es sich um eine experimentelle Immuntherapie, die das körpereigene Abwehrsystem stärken und damit den Verlauf der Krankheit abschwächen soll. Die Freigabe zur Durchführung einer ersten Studie sei am 27. März erteilt worden.

Das Produkt wurde im kubanischen Zentrum für Gentechnik und Biotechnologie (CIGB) in Zusammenarbeit mit anderen wissenschaftlichen Institutionen entwickelt und soll insbesondere bei älteren Menschen die Wahrscheinlichkeit eines schweren Krankheitsverlaufs verringern. Das Medikament soll "die Moleküle auf der Zelloberfläche stimulieren", um die körpereigene Abwehr zu stärken, erklärte der Direktor für biomedizinische Forschungen im CIGB, Dr. Gerardo Guillén Nieto. Durch eine unspezifische lokale Aktivierung des Immunsystems soll eine systemische Aktivierung von Abwehrzellen ausgelöst werden. Bei ersten Versuchen mit Freiwilligen seien nach der oralen bzw. nasalen Verabreichung eine Steigerung der Anzahl von Lymphozyten und Makrophagen im Blut nachgewiesen worden.

Mit der neu entwickelten Immuntherapie leiste man zusammen mit anderen Gruppen auf der Welt einen Beitrag zu einem "aktuell stark diskutierten Forschungsfeld". "Wir beweisen die Aktivierung des angeborenen Immunsystems und zeigen, wie dieses die spezifische Immunität gegen das Virus aktiviert", so Guillén Nieto. Bis zur Zulassung des Wirkstoffs stünden jedoch erst noch weitere klinische Studien bevor.

Das sozialistische Land verfügt bereits seit den 1980er Jahren über Erfahrungen bei der Herstellung von Interferonen, die ebenfalls auf das körpereigene Immunsystem einwirken. Das bereits vor längerer Zeit vom CIGB entwickelte rekombinante Interferon alpha-2b wird aktuell unter anderem in der Volksrepublik China zur Behandlung von Corona-Patienten eingesetzt. Dort ist es seit 2007 unter dem Markennamen "Heberon® Alfa R" zugelassen.

Kuba ist seit dem 11. März von den Folgen der weltweiten Corona-Pandemie betroffen. Damals wurden die ersten drei aus dem Ausland eingeschleppten Fälle gemeldet. Inzwischen haben sich auf der Insel bis Mittwochabend 1.235 Menschen mit dem Virus infiziert, 43 Personen sind an den Folgen der Covid-19-Erkrankung gestorben. Nachdem das öffentliche Leben seit Ende März in Folge mehrerer Maßnahmenpakete weitgehend zum Erliegen gebracht worden ist, steigt die Anzahl der Neuinfizierten inzwischen nicht mehr exponentiell. Das Gesundheitsministerium geht von einem Höhepunkt des Infektionsgeschehens in der ersten Maihälfte aus, insgesamt wird derzeit mit maximal 4.500 Fällen gerechnet.