Fall Iguala in Mexiko: Richter lässt 24 Polizisten frei

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Noch bis zum 27. September findet eine globale Protestaktion gegen das Verschwindenlassen der 43 Lehramtsstudenten aus Ayotzinapa statt
Noch bis zum 27. September findet eine globale Protestaktion gegen das Verschwindenlassen der 43 Lehramtsstudenten aus Ayotzinapa statt

Mexiko-Stadt. Der mexikanische Richter Samuel Ventura Ramos hat 24 Lokalpolizisten freigelassen, die im Zusammenhang mit dem Verschwindenlassen der 43 Lehramtsstudenten aus Ayotzinapa im Bundesstaat Guerrero inhaftiert waren.

Damit sind schon 77 von insgesamt 142 mutmaßlichen Tätern wieder aus der Haft entlassen worden. Der Staatssekretär für Menschenrechte, Alejandro Encinas, kritisierte die Entscheidung des Richters: "Die Freilassung ist ordnungswidrig, da sie während der Feiertage stattgefunden hat. Außerdem gibt es kein Profil des Richters Samuel Ventura Ramos, da er in dem Justizsystem nicht registriert ist. Darüber wird nun eine genaue Ermittlung durchgeführt." Dies sagte er bei der täglichen Pressekonferenz des Präsidenten Andrés Manuel López Obrador.

Ramos hat bereits am 30. August den mutmaßlich wichtigsten Hintermann im dem Fall der 43 Lehramtsstudenten, Gildardo López Astudillo, alias El Gil, freigesprochen.

Encinas berichtete außerdem, dass gegen diejenigen Staatsbeamten, die ihre Verantwortung bei der Ermittlung nicht wahrgenommen haben, nun ermittelt wird: "Die Generalstaatsanwaltschaft (Fiscalía General de la República, FGR) soll den Ex-Generalstaatsanwalt, Jesús Murillo Karam, und Tomás Zerón de Lucio als damaligen Zuständigen für die Kriminalpolizei zur Rechenschaft ziehen".

Sowohl Murillo Karam als auch Zerón wird Beweismanipulation im Fall Iguala vorgeworfen, um mit einer offiziellen Erklärung den Fall frühzeitig abzuschließen. Diese Erklärung besagt, dass die 43 jungen Männer von Bundespolizisten an die Drogenbande "Guerreros Unidos" übergeben wurden. Drei Mitglieder der Bande sollen dann die Lehramtsstudenten in einer Müllkippe lebend verbrannt haben. Diese Version der Geschehnisse wurde dann von offizieller Seite als "die historische Wahrheit" verkündet.

Die Eltern der bis heute verschwundenen jungen Männer hatten sich am 11. September mit López Obrador getroffen und folgende Forderungen gestellt: Die Generalstaatsanwaltschaft soll seriös und gründlich in dem Fall ermitteln; es soll eine Zusammenarbeit zwischen FGR, Bundespolizei und dem Militär stattfinden, um den Verbleib der 43 jungen Männern aufzuklären. 

Bei dem Treffen mit den Eltern gab Generalstaatsanwalt Alejandro Gertz Mareno bekannt, dass die Ermittlungen in dem Fall Iguala neu beginnen werden. "Aufgrund der Unregelmäßigkeiten," so Gertz: "Dabei werden die von den unabhängigen Experten vorgeschlagegenen Ermittlungslinien übernommen". 

Die 43 Lehramtsstudenten sind in der Nacht zum 27. September 2014 in der kleinen Stadt Iguala von Bundespolizisten angegriffen und verschleppt worden. Seitdem fehlt von ihnen jede Spur.

Die Eltern haben auch für dieses Jahr eine globale Protestaktion gegen das Verschwindenlassen ihrer Kinder organisiert. Die Aktion, die seit dem 15. September läuft, wird auch in Deutschland, England, Frankreich und den USA solidarisch begleitet.