Alternatives Nachrichtenportal in Chile von rechten Hackern lahmgelegt

chile_piensa_prensa.png

Das alternative Nachrichtenportal PiensaPrensa wurde in den letzten Wochen mehrfach Opfer von Cyberattacken
Das alternative Nachrichtenportal PiensaPrensa wurde in den letzten Wochen mehrfach Opfer von Cyberattacken

Santiago. Das chilenische Nachrichtenportal PiensaPrensa (Denkende Presse) hat informiert, dass es im Laufe der Proteste seit dem 18. Oktober des vergangenen Jahres mehrfach Hackerangriffen ausgesetzt war. PiensaPrensa gilt als eine der primären Nachrichtenquellen über die Demonstrationen und Proteste gegen die neoliberale Regierung von Präsident Sebastian Piñera. Insbesondere die Dokumentation der extremen staatlichen Repressionen stehen dabei im Fokus der veröffentlichten Bilder und Videos. Sie ist damit eine Alternative zu den etablierten privaten Fernsehsendern und Zeitungen und ein Feindbild für rechte und ultrarechte Gruppen. Statt einer eigenen Website oder einem Blog setzt das Kollektiv zur Verbreitung auf die sozialen Medien. Ihrer Seite beim Kurznachrichtendienst Twitter folgen über 290.000 Menschen. In der vergangenen Woche waren diese und weiter Kanäle von PiensaPrensa immer wieder vorübergehend nicht erreichbar.

Im Interview mit der Nachrichtenseite El Desonocierto sagte der Leiter von PiensaPrensa, Miguel Espinoza, nun, dass man hinter den Attacken ultrarechte Gruppen vermutet. "Sie werfen uns vor, wir würden Hass schüren. Sie versammeln sich in diesen faschistischen Profilen und haben uns bereits öffentlich gedroht, unsere Profile vom Netz zu nehmen", so Espinoza. In den letzten Wochen hätten die Cyberattacken massiv zugenommen. Dabei wurde unter anderem ein Account auf Instagram mit fast 600.000 Followern dauerhaft deaktiviert. Espinoza warf zudem die Möglichkeit auf, dass auch staatliche Stellen für die Zensur des Mediums mitverantwortlich sein könnten.

Währenddessen gehen rechte Gruppen auch auf der Straße zunehmend aggressiver gegen Journalisten und Andersdenkende vor. Bei einer Demonstration gegen eine neue Verfassung am Samstag im Stadtteil Las Condes wurden zwei Journalisten der links-alternativen Zeitung The Clinic von Teilnehmern geschlagen und mit Pfefferspray attackiert. Mindestens fünf Gegendemonstranten wurden ebenfalls zum Teil schwer verletzt. Augenzeugen berichten, dass die Angriffe in Sichtweite von vor Ort anwesenden Polizisten erfolgten, die jedoch nicht eingegriffen hätten.

Derweil veröffentlichte das Nationale Institut für Menschenrechte (Instituto Naciónal de Derechos Humanos, INDH) neue Zahlen zum Ausmaß der Verhaftungen. Demnach sind seit Beginn der Proteste bis zum vergangenen Donnerstag bereits 10.365 Menschen, darunter fast 1.250 Kinder, von Polizei und Militär festgenommen worden.