Merkel sagt Argentinien Hilfe bei Krisenbewältigung zu

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Guter Dinge: Argentiniens Präsident Alberto Fernández am Montag bei Angela Merkel
Guter Dinge: Argentiniens Präsident Alberto Fernández am Montag bei Angela Merkel

Berlin. Bundeskanzlerin Angela Merkel hat dem argentinischen Präsidenten Alberto Fernández bei dessen Antrittsbesuch in Berlin am Montagabend Unterstützung zur Überwindung der wirtschaftlichen Krise in dem südamerikanischen Land zugesagt. Bei einer gemeinsamen Pressekonferenz im Bundeskanzleramt sagte Merkel, die Bundesregierung werde überprüfen, "wo man von deutscher und europäischer Seite unterstützend und hilfreich" eingreifen könne. "Wir begrüßen natürlich auch die Gespräche mit dem Internationalen Währungsfonds", fügte sie mit Blick auf Verhandlungen der neuen Mitte-links-Regierung in Buenos Aires mit dem IWF hinzu. Der Bundesregierung sei bewusst, dass Argentinien in keiner einfachen Lage ist. Argentinien hat derzeit rund 300 Milliarden US-Dollar Schulden, die Armutsrate liegt bei etwa 40 Prozent.

Fernández betonte, Argentinien und Deutschland teilten "die Sorge um die multilateralen Organisationen [...], wo die Welt unserer Meinung nach zusammenkommen sollte". Mit Blick auf die bilateralen Wirtschaftbeziehungen sprach er über "ein großartiges Treffen mit potentiellen Investoren in Argentinien". Bei dieser Zusammenkunft, so fügte er an, seien "alle anstehenden Fragen und Alternativen" diskutiert worden.

Bei der Pressekonferenz in Berlin hob Merkel kurz vor einem Arbeitsgespräch mit Fernández das große Interesse deutscher Firmen an Investitionen in Argentinien hervor. Die Kanzlerin und der argentinische Präsident betonten zudem die Bedeutung des Freihandelsabkommens zwischen der EU und dem südamerikanischen Wirtschaftsbund Gemeinsamer Markt des Südens (Mercado Común del Sur, Mercosur). Um das Abkommen wird nach der Unterzeichnung seit Jahren gerungen, eine Ratifizierung steht noch aus.

Im Zuge seiner Gespräche mit deutschen Unternehmen war Fernández am Morgen auch mit Vertretern von Volkswagen zusammengekommen. Der deutsche Automobilhersteller will rund 800 Millionen US-Dollar (umgerechnet 720 Millionen Euro) in Argentinien investieren, wie der Konzern und das argentinische Präsidialamt bekanntgaben. An den Gesprächen hatten VW-Markenproduktionsvorstand Andreas Tostmann und Lateinamerika-Chef Pablo Di Si teilgenommen.

Fernández hatte seine Reise am Donnerstag in Rom begonnen. Nach seinem Besuch in Berlin wird er nach Spanien und Frankreich weiterreisen.

Fernández Amtsvorgänger Mauricio Macri hatte nach einem vollständigen Schuldenabbau 2018 erneut Kredite beim IWF aufgenommen. Der neoliberale Präsident führte das Land damit inmitten einer schweren wirtschaftlichen Krise in massive Verschuldung, nachdem Präsident Néstor Kirchner im Jahr 2006 alle ausstehenden Schulden gezahlt und die Zusammenarbeit mit dem IWF nach 60 Jahren beendet hatte. Macri nahm hingegen mit 57 Milliarden US-Dollar das höchste jemals vom IWF erteilte Darlehen auf. Bei der Vereinbarung, zu der das Parlament keine Zustimmung erteilte, wurden sowohl Richtlinien des IWF wie nationale Gesetze verletzt. Macri und weitere Funktionäre seiner Regierung sehen sich deswegen einer Klage gegenüber.

Die neue argentinische Regierung hatte erst am Montag eine Umschuldungsinitiative auf Dienstag verschoben. Präsident Fernández hat die schwere Wirtschaftskrise von Macri geerbt und will mit dem IWF und anderen Gläubigern über die Tilgung von Krediten in Höhe von insgesamt 100 Milliarden US-Dollar neu verhandeln.