Aufweichung der staatlichen Kontrolle des Ölsektors in Venezuela?

venezuela_amuay_refining_complex_in_falcon_state.jpg

Der Amuay-Raffineriekomplex im venezolanischen Bundesstaat Falcon. Hier wird Rohöl für den Export verarbeitet
Der Amuay-Raffineriekomplex im venezolanischen Bundesstaat Falcon. Hier wird Rohöl für den Export verarbeitet

New York/Caracas. Die Regierung Venezuelas unter ihrem Präsidenten Nicolas Maduro soll Pläne verfolgen, großen internationalen Konzernen Mehrheitsanteile und die Kontrolle über die Ölindustrie zu gewähren. Eine Umsetzung solle dem am Boden liegenden Erdölsektor finanzielle Entlastung bieten.

Dies legt ein Bericht des US-amerikanischen Informationsdienstleistungs-, Nachrichten- und Medienunternehmens Bloomberg nahe, unter dem Verweis, dass Anfragen bei den relevanten Stellen unbeantwortet geblieben seien.

Die Nachrichtenagentur Reuters berichtet zum Thema, eine Gruppe venezolanischer Abgeordneter der Nationalversammlung suche gegenwärtig nach Möglichkeiten, die Beteiligung privater Unternehmen an den Ölfeldern des Opec-Staates zu erhöhen.

Leandro Dominguez, einer der Oppositionsabgeordneten, die mit der sozialistischen Regierung des Landes für eine Lösung der schweren wirtschaftlichen und poltischen Krise kooperieren, erklärte gegenüber Reuters, er werde Reformen in Betracht ziehen, die es privaten Unternehmen erlauben, Mehrheitsbeteiligungen an Joint Ventures zu halten. "Bei einigen Joint Ventures, warum nicht? Warum sollte man das nicht zulassen?", so Dominguez. Er fügte hinzu, dass die Regierung die vollständige Kontrolle über die staatliche Erdölgesellschaft PDVSA behalten werde.

Bloomberg zufolge sollen Vertreter von Maduro Gespräche mit der russischen Rosneft PJSC, der spanischen Repsol SA und der italienischen Eni SpA, alle drei Unternehmen des Ölsektors, geführt haben. Die Übergabe von bisher staatlich kontrollierten Anteilen der Ölwirtschaft des Landes solle die Umstrukturierung eines Teils der Schulden der PDVSA im Tausch gegen Vermögenswerte ermöglichen, wie laut Bloomberg "sachkundige Personen" erklärt hätten.

Tatsächlich sind Chevron und weitere US-Energieunternehmen auch ungeachtet der schweren Sanktionen seitens der US-Regierung in Venezuela mit Sondergenehmigungen ausgestattet tätig. Chevron arbeitet seit fast 100 Jahren dort und betreibt Projekte in Zusammenarbeit mit der PDVSA und anderen internationalen Unternehmen.

Die Ideen zur Aufgabe von staatlicher Kontrolle über den Ölsektor in Venezuela befindet sich laut Bloomberg in einem frühen Stadium. Zudem gebe es große Hindernisse. Für eine Umsetzung wären bedeutende Gesetzesänderungen notwendig. Die ungeklärten Verhältnisse in der gesetzgebenden Institution, der Nationalversammlung mit ihrer oppositionellen Mehrheit und inzwischen zwei Vorsitzenden, die sich gegenseitig ihre Rechtmäßigkeit absprechen, lassen den Prozess im Unklaren. Zudem bewirken die Sanktionen, die US-Unternehmen ohne Sonderlizenz jede Tätigkeit mit venezolanischen Stellen verbieten, auch eine Abschreckung von Unternehmen aus anderen Ländern, da die US-Regierung ihre Strafmaßnahmen immer wieder auch exterritorial anwendet.