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Schon 109 Tote nach Explosion von illegaler Pipeline in Mexiko

Mexikos Präsident López Obrador verspricht Hilfe und stellt Plan vor. Investigative Journalistin hatte illegale Geschäfte aufgedeckt

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Die explodierte Pipeline im Bundesstaat Hidalgo, Mexiko
Die explodierte Pipeline im Bundesstaat Hidalgo, Mexiko

Hildago, Mexiko. Die Anzahl der Opfer nach der Explosion einer illegalen Pipeline in der Gemeinde Tlahuelilpan im zentralmexikanischen Bundesstaat Hidalgo ist auf 109 gestiegen. Das teilte das Gesundheitsministerium mit. Mindestens 44 Opfer würden in Krankenhäusern behandelt.

Inzwischen versprach Mexikos Präsident Andrés Manuel López Obrador humanitäre Hilfe für die Überlebenden. Weitere drei Opfer der Explosion sind in eine Fachklinik für Verbrennungen in die USA gebracht worden. Am Tatort sind Überreste von 68 Menschen gefunden worden. Von ihnen konnten bislang nur neun Personen identifiziert wurden.

López Obrador betonte bei einer eilends anberaumten Pressekonferenz, die Generalstaatsanwaltschaft (Procuraduría General de la República, PGR) führe zusammen mit der Staatsanwaltschaft von Hidalgo die Ermittlungen. "Es wird keine Ausflüchte mehr geben, die Straflosigkeit wird bekämpft", so Amlo.

Der neu ernannte Generalstaatsanwalt Alejandro Gertz Manero kündigte bereits an, dass Soldaten und Bundespolizisten, die am Tatort gewesen waren, sowie der Bürgermeister von Hidalgo und weitere Regierungsvertreter vorgeladen würden: "Es wird in allen Richtungen ermittelt, auch zu einer möglichen Beteiligung der organisierten Kriminalität."

Die nationale Menschrechtskommission (Comisión Nacional de los Derechos Humanos, CNDH) will auch die passive Beteiligung von rund 20 Soldaten untersuchen, die sich vor der Katastrophe am Tatort befunden haben. Es besteht der Verdacht, dass sie rund hundert "Huachicoleros" nicht aufgehalten haben.

Dieser Name "Huachicoleros" bezeichnet Personen, die Treibstoffleitungen illegal durchbohren und Treibstoff abzapfen. Es handelt sich meist um arme Bauern und Arbeitslose. Sie legen – oft mit Hilfe von korrupten Mitarbeitern der staatlichen Erdölgesellschaft Pemex (Petroleos de México) – Nebenleitungen von großen Pipelines, um Treibstoff zu stehlen.

Am frühen Abend des 18. Januar war eine solche illegale Nebenleitung im Dorf San Primitivo in der Gemeinde Tlahuelilpan in Hidalgo explodiert. Überlebende berichteten, dass sie Pemex bereits um 14:30 Uhr über die Leck schlagende Leitung benachrichtigt und um die sofortige Sperrung des Ventils gebeten haben. Dies kann nur die Pemex-Zentrale durchführen. "Aber PEMEX hielt diese illegale Pipeline offenbar für unwichtig und reagierte erst vier Stunden später", hieß es von Augenzeugen. Mitarbeiter von Pemex behaupten dagegen, dass sie das Ventil rechtzeitig geschlossen hätten. In der unter hohem Druck stehenden Rohrleitung habe sich allerdings immer noch Treibstoff befunden. "Das alles verursachte die gewaltige Explosion", wird ein Mitarbeiter in der mexikanischen Presse zitiert.

Bei einer seinen täglichen Pressekonferenzen gab López Obrador indes einen nationalen Plan gegen das Abzapfen und den Verkauf von illegalem Benzin bekannt. Das Programm konzentriert sich vor allem auf die Einstellung des illegalen Verkaufs von Treibstoff und auf soziale Programme in 91 Gemeinden, wo arme Bauern keine Einnahmequelle haben und als "Huachicoleros" arbeiten.

Die Regierung von López Obrador hatte bereits in der zweiten Dezemberhälfte den Kampf gegen den Handel mit illegalem Treibstoff aufgenommen. Die erste Maßnahme bestand darin, Tankstellen Lizenzen zu entziehen, die nachweislich illegales Benzin verkaufen.

Die mexikanische Journalistin Ana Lilia Pérez hatte 2011 die Existenz der illegalen Pipelines aufgedeckt und in Folge über den Schwarzmarkt mit Erdöl, Benzin und Gas innerhalb des Landes berichtet. Sie recherchierte auch zum Schmuggel von Drogen mit Hilfe von Tankschiffen aus Mexiko in Richtung USA. 2018 gab es allein im Bundesstaat Hidalgo 2.121 illegale Durchbohrungen in Treibstoffleitungen. Puebla, Michoacán, Tamaulipas und Veracruz sind weitere Bundesländer, die von diesen Machenschaften betroffen sind. Wegen ihrer investigativen Arbeit war Ana Lilia Pérez zeitweise im Exil in Deutschland.