Mexiko-Stadt. Die Anzahl der Flüchtlingsanträge in Mexiko ist 2019 um 125 Prozent gestiegen. Insgesamt wurden 66.915 Anträge gestellt, 2018 waren es nur 26.631. Das gaben das mexikanische Innenministerium (Segob) und die Mexikanische Kommission für Flüchtlingshilfe (Comar) zu Beginn des neuen Jahres bekannt.
Aus Honduras gab es 30.000 Anträge, gefolgt von El Salvador mit 8.991, Kuba mit 8.677, Venezuela mit 7.662 und Haiti mit 5.338 Anträgen. Die geringste Zahl an Flüchtlingsanträgen kam aus Guatemala mit 3.758 und aus Nicaragua mit 2.227, wie Andrés Ramírez Silva, Generalkoordinator von Comar, über seinen Twitter-Account veröffentlichte.
Aufgrund dieser starken Migrationsströme wird das Antragstellungsverfahren beschleunigt, ohne ineffizient zu arbeiten. "Es muss garantieren, dass Menschen, deren Leben in Gefahr ist, nicht abgeschoben werden", kündigte Comar auf seiner Webseite an. Dafür hat sie ab 2019 das Terminsystem abgeschafft. Nun können die Flüchtlinge und Asylsuchende jederzeit und in jeder Niederlassung des Nationalen Migrationsinstituts (INM) ihren Antrag stellen.
2019 unterzeichneten die mexikanische Regierung und der Hohe Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen ein internationales Abkommen. Dadurch bekommt Mexiko technische und finanzielle Unterstützung, um die Migration aus Zentral- und Südamerika besser bewältigen zu können.
In einem Interview mit Aristegui Noticias sprach Andrés Ramírez über das finanzielle Defizit, das trotz Hilfen der Vereinten Nationen bestehe: "Wir brauchen 100 Millionen mexikanische Pesos (ca. 4,7 Millionen Euro), um alle Kosten abdecken zu können. Zurzeit bekommen wir 47 Millionen mexikanische Pesos von der mexikanischen Regierung und 15 Millionen mexikanische Pesos von den Vereinten Nationen. Und wir müssen uns auf weitere Migrationswellen vorbereiten, denn alles deutet darauf hin, dass die Migration weiter steigen wird", so Ramirez. 2018 wurden 74 Prozent der Flüchtlingsanträge anerkannt. 2019 waren nur 27.000 von 66.915 Anträge positiv entschieden worden, teilte Comar mit.
Die steigende Antragszahl in Mexiko dürfte zumindest indirekt auch mit der Migrationspolitik der US-Regierung zusammenhängen, die im vergangenen Jahr vermehrt Ausweisungen und Deportationen vorgenommen hat. So stieg die Zahl der Abschiebungen aus den USA in zentralamerikanische Länder bereits in den ersten Tagen des Jahres 2020 weiter an. Laut dem Migrationsinstitut von Honduras sind allein in den ersten drei Tagen dieses Jahres 225 Honduraner abgeschoben worden. Die Anzahl ausgewiesener Guatemalteken erreichte bereits 2019 mit 54.547 die höchste Zahl seit 2007, wie das Migrationsinstitut von Guatemala mitteilte.