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Kolumbien: ELN lässt Geiseln frei

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Guerilleros der ELN in Kolumbien
Guerilleros der ELN in Kolumbien

Chocó, Kolumbien. Inmitten der Weihnachtsfeierlichkeiten hat die Guerilla "Nationale Befreiungsarmee" (Ejército de Liberación Nacional, ELN) in Kolumbien am Dienstag zwei Geiseln freigelassen.

Die beiden entführten Geschäftsleute wurden über mehrere Monate lang im Chocó im Südwesten des Landes festgehalten. Es handelt sich um Diana María Toro und Octavio Sánchez. Toro war mehr als 15 Monate Gefangene der Guerillagruppe, nachdem sie zuvor von der kriminellen Bande "Los Hechiceros" entführt und dann an die ELN "verkauft" worden sein soll. Sánchez wurde im März dieses Jahres in der Stadt Pereira in der Kaffeeregion des Landes gefangen genommen. Die ELN forderte von den Familien der beiden ein Lösegeld in Höhe von umgerechnet 900.000 Euro.

Die katholische Kirche hatte Anfang des Monats ihre Freilassung gefordert. Dem kam die ELN nun nach.

Am Montag hatte die Gruppe zudem drei Minderjährige an das Internationale Komitee des Roten Kreuzes übergeben. In einem Kommuniqué der "Frente Oriental" der ELN dazu heißt es, dass die Jugendlichen von der Armee ausgebildet wurden, um die Guerilla zu infiltrieren. Dies sei vereitelt und die jungen Männer festgenommen worden. Anders als der Staat rekrutiere die ELN keine Minderjährigen. "Der Eintritt in unsere Reihen ist ein freiwilliger und bewusster Akt", betont die Organisation und lädt internationale Menschenrechtsorganisationen ein, dies zu überprüfen. Zugleich fordert die ELN ein Ende der Rekrutierung Minderjähriger für den Krieg, wie es übliche staatliche Praxis in Kolumbien sei.

Die genaue Zahl der Personen, die die ELN in Gefangenschaft hält, ist nicht bekannt. Der Hohe Kommissar der Regierung für den Frieden, Miguel Ceballos, erklärte im Jahr 2018 gegenüber Journalisten, dass "mehr als zehn" Menschen von der ELN entführt worden seien. Mehrere Zeitungen veröffentlichten daraufhin Listen mit deren Namen. Pablo Beltrán, einer der Kommandanten der ELN und Leiter der Friedensdelegation, sagte in einem Interview jedoch, dass einige der zehn Fälle der ELN "fälschlicherweise zugeschrieben" worden seien.

Ceballos begrüßte nun die Freilassung von Toro und Sánchez und forderte die ELN auf, "alle ihre Gefangenen bedingungslos" freizusetzen.

Die Freilassung der Geiseln wird in kolumbianischen Medienberichten als Versuch der ELN gedeutet, ihre Bereitschaft zum Frieden zu demonstrieren.

Die Friedensgespräche zwischen Regierung und ELN waren seit dem Amtsantritt Duques im August 2018 faktisch ausgesetzt. Im Januar 2019 wurden sie nach dem Bombenanschlag der ELN auf eine Polizeischule in der Hauptstadt Bogotá offiziell vom Präsidenten für beendet erklärt. Er hatte geäußert, seine Regierung sei bereit, die Gespräche wieder aufzunehmen, wenn die Guerilla mit den Entführungen aufhöre, alle Gefangenen freilasse, "alle kriminellen Aktivitäten" einstelle und ihre Mitglieder in Lagern internieren lasse (amerika21 berichtete).