Feministische Demonstrationen in Lateinamerika zum Tag gegen Gewalt an Frauen

chile_frauen_bei_protesten_11-2019.jpg

Damals wie heute: "Der chilenische Staat demütigt, foltert, vergewaltigt, mordet". Auch im Andenland müssen Frauen weiter um ihre Rechte kämpfen
Damals wie heute: "Der chilenische Staat demütigt, foltert, vergewaltigt, mordet". Auch im Andenland müssen Frauen weiter um ihre Rechte kämpfen

Mexiko-Stadt et al. Am 25. November ist auch in Lateinamerika der Internationale Tag gegen Gewalt an Frauen begangen worden. Das Datum erinnert an das Schicksal der Schwestern Mirabal, die 1960 an diesem Tag in der Dominikanischen Republik gefoltert und ermordet wurden. In mehreren Ländern gingen Tausende Menschen auf die Straße, um gegen Feminizide, gewaltsames Verschwindenlassen, Vergewaltigungen und strukturelle Gewalt zu demonstrieren. Doch an etlichen Orten reagierten die Sicherheitskräfte auf die Proteste mit Gewalt.

In Mexiko-Stadt gingen nach Angaben der Regierung mehr als 3.000 Menschen auf die Straße. Sie kritisierten dabei auch die seit knapp einem Jahr regierende Bürgermeisterin Claudia Sheinbaum sowie Präsident Andrés Manuel López Obrador, die bisher kein Rezept gegen die steigende Gewalt gefunden haben. Laut dem nationalen Statistikinstitut INEGI sind in den letzten 29 Jahren noch nie so viele Frauen getötet worden wie 2018: 3.752. Das sind durchschnittlich mehr als zehn Tote am Tag. "Dir bereitet mein Feminismus mehr Unannehmlichkeiten als die Feminizide?", stand auf einem der Plakate der Demonstrantinnen. Viele hielten Fotos der Verschwundenen oder Ermordeten in die Höhe. Vor dem sogenannten "Anti-Monument" zum Gedenken an die ermordeten Frauen am Palast der Schönen Künste zündeten die Aktivistinnen Kerzen an. Die Polizei reagierte mit dem Einsatz von Tränengas.

Mexiko hat mit dem Anstieg der Gewalt in den vergangenen Jahren auch eine steigende Zahl feministischer Demonstrationen zu verzeichnen: Gegenüber nur fünf im Jahr 2007 gab es 2017 laut der Agentur Cimac bereits 26. Im vergangenen August entlud sich ein Protest gegen die Vergewaltigung einer Minderjährigen durch Polizisten erstmals auch gewaltsam: Denkmale wurden beschmiert, der Polizeichef der Hauptstadt mit rosa Glitter beworfen und eine Polizeistation angezündet. Daher  hatte die Stadtregierung am 25. November entlang der Demonstrationsroute Gebäude abriegeln und Denkmäler mit Plastikfolie abdecken lassen. Die etwa 3.000 Sicherheitskräfte gingen gewaltsam gegen Demonstrantinnen vor, die dennoch an vielen Stellen Mauern besprühten. Über die Zahl der dabei Verletzten ist bisher nichts bekannt.

Demonstrationen zum selben Anlass gab es in so gut wie allen lateinamerikanischen Ländern. Dabei wurden die Proteste oft mit der Erinnerung an lokale Ereignisse verknüpft. In Chile machten Frauen auf die repressive Politik der Regierung von Präsident Sebastián Piñera aufmerksam. In der Hauptstadt Santiago de Chile versammelten sich Aktivistinnen des Kollektivs Lastesis zu einem Flashmob. Das Video davon wurde anschließend in den sozialen Medien verbreitet. Ihre Botschaft: "Egal, wo ich war oder wie ich gekleidet war, es ist nicht meine Schuld. Du bist der Vergewaltiger!”. In Guatemala wurde der Opfer des Brandes in der Betreuungseinrichtung “Hogar Seguro” im März 2017 gedacht, bei dem 41 dort eingeschlossene Mädchen umgekommen und 15 verletzt worden waren. Gegen den Betreiber hatte es zuvor Anzeigen wegen Missbrauchs gegeben. Von den Verantwortlichen für die Tragödie ist bisher niemand verurteilt worden.

In Nicaragua erinnerten Demonstrantinnen an die im Zuge der Proteste 2018 gegen die Regierung von Daniel Ortega Inhaftierten. Seit dem 14. November befindet sich eine Gruppe von Müttern in einer Kirche in der Stadt Masaya im Hungerstreik und fordert die Freilassung ihrer seitdem gefangenen Kinder. Auch in mehreren Städten Argentiniens gingen Frauen auf die Straße. Dabei forderten sie eine effektivere Politik gegen Gewalt an Frauen sowie die Legalisierung der Abtreibung und solidarisierten sich mit der indigenen Bewegung in Bolivien.