Uruguay / Politik

Uruguay drei Wochen vor der Stichwahl: Kandidaten arbeiten an Strategien

Rechte Parteien versuchen, Mehrheit zu erreichen. Schwierige Situation für Linke bei Regierungsbildung trotz deutlichem Vorsprung in erster Runde

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Die Präsidentschaftskandidaten Lacalle Pou von der rechten Nationalpartei (links) und Martínez von der Frente Amplio versuchen bereits vor der Stichwahl, mögliche Koalitionen zu schmieden
Die Präsidentschaftskandidaten Lacalle Pou von der rechten Nationalpartei (links) und Martínez von der Frente Amplio versuchen bereits vor der Stichwahl, mögliche Koalitionen zu schmieden

Montevideo. Nach der ersten Runde der Präsidentschaftswahl in Uruguay haben die Kandidaten Daniel Martínez (Frente Amplio, FA, 39 Prozent) und Luis Lacalle Pou (Partido Nacional, PN, 28 Prozent) begonnen, an ihrer jeweiligen Strategie für die Stichwahl zu arbeiten. Der rechte Kandidat Lacalle Pou hat bereits erste Versuche gestartet, im rechten Spektrum mögliche Bündnisse zu schmieden. Jedoch wird der Zusammenschluss der beiden rechtslastigen Parteien wohl keinen Wahlsieg in der Stichwahl garantieren.

Die Ergebnisse der ersten Runde haben ein neues politisches Panorama aufgezeigt. Die Anhänger der FA waren vor den Wahlen noch von einem Sieg in der ersten Runde ausgegangen, aber die noch amtierende Regierungspartei verlor etwa zehn Prozent ihrer früheren Wähler (rund 250.000 Stimmen). Jedoch konnte keine der bisherigen rechten Oppositionsparteien diese Stimmen für sich verbuchen. Die frustrierten Protestwähler Uruguays wandten sich eher den kleineren Parteien zu und sorgten damit für neue Akteure im Parlament.

So könnte die Partei Cabildo Abierta (CA) des Generals Guido Manini Rios in Zukunft eine wichtige Rolle spielen. Sie erreichte aus dem Stand 10,8 Prozent der Stimmen.

Die Frage, ob sich diese Wähler nun alle ideologisch nach Rechtsaußen entwickelt haben, ist nicht einfach zu beantworten. Abgesehen von den Militärs und ihren Familien, die man zum Großteil den Anhängern von Manini zurechnen kann, wirkte er offenbar als Magnet für Menschen, die von der wirtschaftlichen Krisensituation und der größer werdenden Kriminalität stärker betroffen sind und einen "starken Arm" suchen. Er wurde allerdings vor allem in den Grenzgebieten zu Brasilien gewählt, in der Nachbarschaft zu Südbrasilien, wo auch Bolsonaro eine starke Basis hat.

Auch die ebenfalls heute als rechts einzuordnende Colorado Partei bewegt sich fast auf dem gleichen Niveau wie bei den Wahlen 2014: rund zwölf Prozent, mit einem Verlust von einem Prozentpunkt. Die Umweltpartei PERI, die mit einem Abgeordneten ins Parlament einzieht (1,5 Prozent), und die "Leute-Partei", mit knapp einem Prozent, ebenfalls mit einem Abgeordneten, könnten unter Umständen in manchen Situationen das entscheidende "Zünglein an der Waage" sein.

Der Präsidentschaftskandidat der bisherigen Opposition, Luis Lacalle Pou, versammelte in den ersten Tagen nach der Wahl alle politischen Leitfiguren der Rechten zu Sondierungsgesprächen. Ergebnis war ein programmatisches Dokument mit möglichen künftigen Regierungsmaßnahmen. Dies müssen die verschiedenen Parteien in ihren eigenen Reihen nun besprechen, um es zu unterzeichnen.

Der linke Kandidat Martínez führte nach seinen Verlautbarungen ebenfalls Gespräche mit Ernesto Talvi, dem Anführer der Colorado Partei, da es zwischen beiden programmatische Gemeinsamkeiten gäbe. Allerdings hat Talvi bis jetzt die Idee einer Koalition mit der Nationalpartei PN verteidigt. Auch mit den kleineren Parteien wurden Annäherungsversuche gestartet.

Martínez schlug bereits zu Beginn der Kampagne vor, dass sich Regierungs- und Oppositionsparteien auf eine Serie von strategischen Themen einigen sollten, um eine tragfähige, langfristige Entwicklung Uruguays sicherzustellen. Die Idee fand bisher aber nur ein schwaches Echo in der Opposition, obgleich die jeweiligen Fachleute dann doch über verschiedene Punkte verhandelten.

Der Präsident Brasiliens, Jair Bolsonaro, brachte seine Wünsche hinsichtlich eines Wahlsieges der rechten Koalition unter Lacalle Pou zum Ausdruck: "Wir hoffen inständig, dass in der zweiten Wahlrunde jemand gewinnt, der näher zu unserem Team steht. Dann hätten wir ein Uruguay, dass mehr mit uns auf einer Linie liegt."