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Steigende Arbeitslosigkeit in Kolumbien

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Vertreibungen und mangelnde Unterstützung für Landwirte sind eine Ursache der Arbeitslosigkeit
Vertreibungen und mangelnde Unterstützung für Landwirte sind eine Ursache der Arbeitslosigkeit

Bogotá. Informationen des kolumbianischen Amtes für Statistik (DANE) zufolge ist die Arbeitslosigkeit in dem südamerikanischen Land zwischen August 2018 und August 2019 auf 10,8 Prozent gestiegen. Im Vergleich zum Vorjahr, in dem die Arbeitslosigkeit bei 9,2 Prozent lag, bedeutet dies eine Zunahme um 1,6 Prozentpunkten. Obwohl Kolumbiens Wirtschaft stetig wächst und aktuell ein Bruttoinlandsprodukt (BIP) von 3 Prozent erreicht, sind die Ursachen für die steigende Arbeitslosigkeit vielfältig.

Für den Präsidenten der Nationalen Unternehmervereinigung Bruce Mac Master steht die Arbeitslosigkeit in direktem Zusammenhang mit dem Bevölkerungswachstum und dem steigenden Bedarf an Arbeitsplätzen. Um den Bedarf an Arbeitsplätzen zu decken und die Arbeitslosigkeit in den Griff zu bekommen, müsse die Wirtschaft längerfristig auf 4 oder 4,5 Prozent anwachsen, so Master.

Arbeitsplatzeinbußen betrafen in diesem Jahr vor allem den Restaurant- und Hotelsektor sowie das Baugewerbe. Die kolumbianische Zentralbank wiederum weist in einer Studie auf das Risiko der steigenden Gehaltskosten für Arbeitgeber bei Anstellung auf Mindestlohn-Basis hin, ein Faktor der längerfristig 18.000 Arbeitsplätze kosten könnte. Fabio Arias von der Zentralen Arbeitergewerkschaft äußerte sich diesbezüglich kritisch: "Den Statistiken zufolge haben 1.700.000 Arbeiter eine Anstellung mit Mindestlohn, aber Millionen Arbeiter verdienen weitaus weniger." Laut Arias sind die steigenden Importe für die Arbeitslosigkeit verantwortlich. "Wir haben unsere Landwirtschaft und die eigene Produktion vernachlässigt ", schlussfolgert Arias.

Das Importvolumen Kolumbiens lag im Juli 2019 bei 4.565 Millionen US-Dollar (CIF-Preis), das entspricht einem Anstieg um 5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Dabei gehen 76,3 Prozent auf die Importe von ausländischen Manufakturen zurück. 13,4 Prozent entsprechen den Importen von landwirtschaftlichen Produkten, Lebensmitteln und Getränken. 10,2 Prozent sind Brenn- und Rohstoffe und 0,1 Prozent kommen aus anderen Sektoren. Während die Importe steigen, können Kolumbiens Kleinbauern mangels staatlicher Zuwendungen und fehlender Infrastruktur in den ländlichen Regionen kaum von ihren Erzeugnissen leben. Hinzu kommen gewaltsame Vertreibungen durch bewaffnete Akteure im Rahmen des Bürgerkrieges und Schutzgelderpressung. Gerade das sind jedoch die Regionen, die nach neusten Erkenntnissen des Amtes für Statistik besonders von der Arbeitslosigkeit betroffen sind.