Chile: Soziale Bewegungen gedenken Jahrestag des Putsches, Staat nicht

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Während soziale Bewegungen am Jahrestag an den Putsch vom 11. September 1973 erinnerten, gab es vom Staat keine offiziellen Veranstaltungen
Während soziale Bewegungen am Jahrestag an den Putsch vom 11. September 1973 erinnerten, gab es vom Staat keine offiziellen Veranstaltungen

Santiago. Verschiedene soziale Bewegungen haben am Jahrestag an den Militärputsch gegen den sozialistischen Präsidenten Salvador Allende vom 11. September 1973 erinnert, während von staatlicher Seite in diesem Jahr von jeglicher Gedenkveranstaltung abgesehen wurde. Die Regierungssprecherin Cecilia Pérez nannte den Tag zwar einen "Tag der Reflexion", dennoch wurden keine Veranstaltungen durchgeführt. Derzeit wird das Land von einer rechtskonservativen Regierung unter Sebastián Piñera regiert.

Trotz der weitgehenden Missachtung durch die Regierung fanden von Seiten der sozialen Bewegungen auch an diesem Jahrestag des Putsches eine Vielzahl politischer Aktionen, Erinnerungsveranstaltungen und Proteste statt. So besetzten schon am vergangenen Dienstag Schüler das Verteidigungsministerium, wobei sechs Schüler inhaftiert wurden. Neben einer Vielzahl weiterer Aktionen fand auch die jährliche Demonstration für die Opfer der Militärdiktatur mit tausenden Teilnehmern statt.

Auf der anderen Seite verteidigten Teile der politischen Rechten den damaligen Putsch. Ihnen gilt er noch immer als erfolgreiche Notwehr gegen die Installation eines "zweites Kubas" in Chile. Zu großen Diskussionen führte dieses Jahr auch ein Inserat einer Vielzahl rechter chilenischer Prominenter in der Zeitung El Mercurio. Darin bezeichneten sie den Militärputsch als den Tag an dem Chile davor gerettet wurde, so zu werden, wie es heute Venezuela ist. Die in antikommunistischer Manier formulierte Zeitungsanzeige löste in den sozialen Netzwerken einen Sturm der Entrüstung aus.

Der Militärputsch jährte sich vergangene Woche zum 46. mal. Damals hatte die chilenische Armee unter Augusto Pinochet den demokratisch gewählten Sozialisten Salvador Allende in einem militärischen Manöver abgesetzt. Unterstützt wurde das chilenische Militär damals von den USA. In der nachfolgenden Zeit wurden tausende linke, indigene und gewerkschaftliche Aktivisten verfolgt, gefoltert, ins Exil getrieben oder hingerichtet.