Politische und wirtschaftliche Faktoren der Brände am Amazonas

Kolumbien Amazonas waldbrand 2019

Die weltweit einzigartige Amazonasregion ist in Gefahr...
Die weltweit einzigartige Amazonasregion ist in Gefahr...

Cali. Der Präsident von Paraguay, Mario Abdo Benítez, hat am Dienstag den Notstand im Amazonasgebiet ausgerufen. Die von Waldbränden betroffenen Departements Alto Paraguay und Boquerón im Westen des Landes sind demnach von einer "ökologischen Notfallsituation" betroffen.

Laut indigenen Organisationen ist in Paraguay das von der Agrarindustrie durchgesetzte Produktionsmodell hauptsächlich für die Großbrände verantwortlich. Die großflächige Brandrodung zum Urbarmachen von Urwaldgebiet stellt heute eine der größten Bedrohungen für das Leben dar. Eine Million Hektar Wald sind in der letzten Woche verschwunden, darunter wohl auch alle lebenswichtigen Gebiete für Gruppen der Ayoreo-Ethnie.

Die aktuelle Brandkrise am Amazonas hat neben anderen auch politische und wirtschaftliche Ursachen. Bolivien und Venezuela waren bisher jedoch die einzigen Länder, die ein Krisentreffen mit Beteiligung aller Länder des Amazonas-Kooperationsvertrags einberufen haben. Mitglieder sind Bolivien, Brasilien, Kolumbien, Ecuador, Guyana, Peru, Surinam und Venezuela. Auf einem weiteren Krisentreffen in Leticia in Kolumbien war jedoch kein Vertreter Venezuelas eingeladen, während die anderen Länder teils sogar mit ihren Präsidenten vertreten waren.

Anders als die Regierungen der betroffenen Länder hatten die Organisationen der am Amazonas lebenden Indigenen bereits im August eine gemeinsame Deklaration der humanitären und ökologischen Notlage publiziert. Sie fordern vor allem die in selbstgewählter Isolation lebenden Ethnien zu schützen. Neben den aktuellen Bränden sehen sie allerdings durch den Raubbau an der Natur den Amazonas in Gefahr. Die in selbstgewählter Isolation lebenden Ethnien und die Ethnien mit Erstkontakt leben demnach "ständig in Gefahr". Die aktuellen Brände verschlimmern ihre Situation erheblich und stellen ein Risiko für ihr Überleben dar. Sie berichten von 185 Ethnien ohne Kontakt in den betroffenen Regionen.

Allerdings sei die aktuelle Notlage "Ergebnis eines räuberischen Entwicklungsmodells und der Nachlässigkeit der jeweiligen Staaten". Die Indigenen fordern, dass die Regierungen Boliviens, Brasiliens, Kolumbiens, Ecuadors, Paraguays, Perus und Venezuelas unverzüglich Maßnahmen zur Bekämpfung solcher Brände ergreifen und in Abstimmung Schutzmaßnahmen ergreifen, Dabei müsse die Selbstbestimmung aller Ethnien respektiert werden.

In Brasilien sei die aktuelle Lage aufgrund der Ignoranz und des Mangels an politischem Willen seitens der Regierung und der staatlichen Institutionen am dramatischsten.
Alleine in Bolivien sind im Jahr 2019 bereits eine Millionen Hektar Urwald verbrannt. Den aktuellen Bränden sind 780 Millionen Hektar in der Chiquitanía zum Opfer gefallen.
In Kolumbien beginnt die Jahreszeit der Waldbrände eigentlich erst in der Trockenzeit im Februar, jedoch sind in diesem Jahr bereits die Andenregion, der Amazonas und die Orinoquía von Bränden betroffen. Selbst in den Außenregionen der Millionenstadt Cali kam es zu massiven Bränden.

Obwohl die Brände in Peru bereits bekämpft wurden, sind die indigenen Gruppen weiterhin besorgt. Es mangele an grundlegenden Strategien zum Schutz der indigenen Reservate und es gebe keine Prävention für diese Art von Notfällen. Die größte Bedrohung für die Waldgebiete gehe von der Zunahme der Entwaldung und der illegalen Wirtschaftsaktivitäten aus.

In der südlichen Amazonasregion in Ecuador und in Venezuela wurden bisher keine großflächigen Brände gemeldet.