Massiver Verfall des Reallohns in Argentinien

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Bei den Protesten ging es auch um die Höhe Mindestlöhne, die in die Armut führen
Bei den Protesten ging es auch um die Höhe Mindestlöhne, die in die Armut führen

Buenos Aires. Inflation und Wertverlust des Pesos lassen die Armut in Argentinien rasant steigen. Laut einer Studie des Nationalen Instituts für Statistik und Volkszählungen (Indec) ist der Wert des sogenannten Basis-Warenkorbs (Canasta básica) im letzten Jahr um rund 50 Prozent gestiegen. Dieser Wert wird aus einer Liste von Produkten und Dienstleistungen ermittelt, die als für das tägliche Leben notwendig gelten und an der die Preisentwicklung und die Armutsgrenze gemessen werden.

Der aktuelle Wert liegt bei 32.000 Pesos und dies ist auch das Einkommen, das eine vierköpfige Familie benötigt, um statistisch nicht als arm zu gelten.

Die Linie der extremen Armut (indigencia) beträgt dagegen 12.773 Pesos, das entspricht dem Wert des Grundnahrungsmittelkorbs (Canasta Básica Alimentaria), der im letzten Jahr sogar um 57 Prozent gestiegen ist. Beim Regierungsantritt von Präsident Mauricio Macri im Dezember 2015 lag dieser Wert bei 3.582 Pesos und hat sich seit dem mehr als verdreifacht.

Der Anstieg von Löhnen, Gehältern und Pensionen lag deutlich hinter dieser Entwicklung. Der Reallohn hat gemäß einer Berechnung des Strategischen Lateinamerikanischen Zentrums für Geopolitik (Centro estratégico Latinoamericano de Geopolitica, Celag) seit Anfang 2016 einen Verlust von cirka 40 Prozent erlitten. Dieses war jedoch noch vor der Abwertung des Pesos um rund 30 Prozent am vergangenen Montag, der diesen Verlust noch deutlich verstärkt hat. Eine starke Zunahme der Armut und der extremen Armut sind die logischen Folgen. Laut Schätzungen der Beobachtungsstelle der sozialen Schuld (Observatorio de la deuda social) der Katholischen Universität Argentiniens lag die Armutsrate im Juli bereits bei etwa 34 Prozent und es wird ein Anstieg bis Jahresende auf mindestens 40 Prozent geschätzt. Beim Amtsantritt Macris lag sie noch bei 27,5 Prozent.

Verschiedene soziale Bewegungen hatten in diesem Kontext am vergangenen Mittwoch erneut zu landesweiten Demonstrationen aufgerufen, bei denen gegen den Verfall der Löhne und die Wirtschaftspolitik der Regierung protestiert wurde.