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Ecuador: Moreno freut sich über neue Kredite der Weltbank

Aufstockung der Kredite nur wenige Tage nach Auslieferung von Assange. Auseinandersetzungen über Umgang mit Fall des Wikileaks-Gründers

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Der ecuadorianische Präsident Lenín Moreno hat vom neuen Weltbank-Chef David Malpass Zusagen über weitere Kredite für sein Land bekommen
Der ecuadorianische Präsident Lenín Moreno hat vom neuen Weltbank-Chef David Malpass Zusagen über weitere Kredite für sein Land bekommen

Washington D.C. Der ecuadorianische Präsident Lenín Moreno hat sich am Sonntag in der US-amerikanischen Hauptstadt mit dem neuen Präsidenten der Weltbank, David Malpass, getroffen und von diesem die Zusage für weitere Kredite für sein Land bekommen. Die Weltbank wird die bisher vereinbarten 350 Millionen US-Dollar um weitere 500 Millionen US-Dollar aufstocken. Diese sollen im Juni ausgezahlt werden, um eine "nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung" zu unterstützen. Die Weltbank hatte bereits 1,7 Milliarden US-Dollar für den sogenannten "Wohlstandsplan" (Plan de Desarollo) zugesagt, den die ecuadorianische Regierung im vergangenen August für den Zeitraum 2018-2021 angekündigt hatte.

Moreno zeigte sich am Sonntag sehr zufrieden und stolz, dass Ecuador wieder das Vertrauen einer Institution wie der Weltbank zurückgewinnen konnte. Damit sei widerlegt, dass sich die Weltbank "nur für die Interessen der wichtigen Länder der Welt" einsetze. Über den Kurznachrichtendienst Twitter schrieb er: "Ecuador hat das internationale Vertrauen wiedergewonnen".

Am Montag traf sich Moreno außerdem mit Vertretern der Interamerikanischen Entwicklungsbank. Am Mittwoch folgt ein Treffen mit Luis Almagro, dem Generalsekretär der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS).

Die Reise Morenos in die USA und die Einigung für weitere Kredite fand nur zwei Tage nach der Verhaftung von Julian Assange statt, der am vergangenen Donnerstag in London von der britischen Polizei in der ecuadorianischen Botschaft festgenommen worden war. Kritiker hatten bereits in den Tagen und Wochen vor der Auslieferung des Wikileaks-Gründers ihre Sorge geäußert, Moreno hätte mit den führenden Kreditgebern aus den USA wie der Weltbank und dem Internationalen Währungsfonds (IWF) eine Art Tauschhandel "Assange gegen Kredite" abgesprochen.

Diesen Zusammenhang sieht auch der ehemalige Außenminister (2010-2016) des südamerikanischen Landes, Ricardo Patiño. Dies erklärte er in einem Interview mit dem Portal Resumen del Sur. Patiño gilt als enger Vertrauter des ehemaligen Präsidenten Rafael Correa und damit mittlerweile als entschiedener Gegner Morenos.

Am Wochenende wurde ein Dokument öffentlich, datiert auf den Dienstag letzter Woche, in dem die Staatsanwaltschaft die Festnahme Patiños zu "Untersuchungszwecken" beantragt. Dieses Gesuch wies die Richterin Beatriz Telles jedoch zurück. Innenministerin María Paulo Romo hatte Patiño unterstellt, nicht nur persönliche Kontakte mit Assange, sondern auch mit dem Internetaktivisten Ola Bini zu haben. Dieser war am Donnerstag in Quito festgenommen worden. Ihm wird, wie auch Assange, von Seiten der Regierung vorgeworfen, Ecuador destabilisieren zu wollen.

Patiño distanzierte sich daraufhin am Wochenende in einem Interview mit dem Fernsehsender CNN entschieden davon, Bini persönlich zu kennen oder jemals getroffen zu haben.

Bereits in den vergangenen Monaten hatte Moreno verschiedene Zugeständnisse gemacht, um Kredite von Weltbank und IWF bewilligt zu bekommen. So hatte er im Februar und März vom Währungsfonds geforderte Strukturanpassungen durchgeführt, indem unter anderem Tausende Staatsangestellte entlassen wurden. Auch die Erhöhung von Treibstoffpreisen hatte in der Bevölkerung zu vielen Protesten geführt. Die vereinbarte Summe in Höhe von 4,2 Milliarden US-Dollar soll im Laufe der kommenden drei Jahre ausgezahlt werden, 652 Millionen US-Dollar wurden umgehend überwiesen.