Protest gegen Rassismus und Folter in Gefängnissen in Mexiko

img_6581.jpg

Ganz links außen im blauen Hemd: Justizopfer Alfredo Gómez López bei einer Protestaktion in Mexiko
Ganz links außen im blauen Hemd: Justizopfer Alfredo Gómez López bei einer Protestaktion in Mexiko

San Cristóbal de las Casas, Mexiko. Im südmexikanischen Bundesstaat Chiapas haben sich seit dem 20. März knapp zwei Dutzend Inhaftierte in sechs Gefängnissen einem Hungerstreik angeschlossen, um "gegen Menschenrechtsverletzungen und Unregelmäßigkeiten im mexikanischen Justizsystem" zu protestieren.

Zur Pressekonferenz anlässlich des 30. Tages des Hungerstreiks berichtet die Solidaritätsgruppe No estamos Todxs (NET) gemeinsam mit Familienmitgliedern der Hungerstreikenden und einem Sprecher des Menschenrechtszentrums Fray Bartolomé de las Casas (Frayba) über den Zustand der inhaftierten Personen. Demnach haben sie zwischen sieben und zwölf Kilogramm verloren und befänden sich in "schwerwiegender Gesundheitsgefahr".

Die Protestaktion richte sich gegen die illegitime Festnahme der Betroffenen, hieß es bei der Pressekonferenz. Sie sei außerdem "die direkte Konsequenz der Willkür, unter der die Gefangenen und ihre Familien vom Zeitpunkt ihrer Inhaftierung an bis heute leiden" so NET. Von der mexikanischen Justiz fordern die Unterstützer die sofortige und bedingungslose Freilassung der Betroffenen.

Der 28-jährige Alfredo Gómez López beklagte gegenüber amerika21, dass auch er 2008 willkürlich festgenommen und basierend auf unzureichendem Beweismaterial zu 25 Jahren Haft verurteilt wurde. Er sei unter Folter gezwungen worden, die Anschuldigungen einzugestehen. Angebliche Kläger seien bei keiner der Gerichtsverhandlungen anwesend gewesen und hätten somit nie eine gerichtliche Aussage getätigt. In Kooperation mit NET und einer Indigenenorganisation organisierten sich López und weitere Gefangene des Gefängnisses CERSS #5 in San Cristóbal während ihrer Inhaftierung. Nach zehn Jahren und fünf Monaten wurde Gómez López Urteil annulliert und er wurde vergangenen Februar freigesprochen.

Bereits am 30. Januar dieses Jahres machten 87 mexikanische Organisationen in einer Pressekonferenz und in Anwesenheit von diversen weiteren internationalen Organisationen, darunter auch die deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ), auf die gravierende Menschenrechtslage in Bezug auf Foltermechanismen in Mexiko aufmerksam.

NET etwa beklagt, dass die Abnahme von Geständnissen unter Folter ein gängiges Instrument in mexikanischen Gefängnissen sei. Verschärft wird dieser gravierende Missstand durch die rassistischen Strukturen in der Justiz in Chiapas, so Juan Pablo Nava Góme,ein Sprecher der Arbeitsgruppe NET. Ebenso wie Gómez López und die 20 derzeit Hungerstreikenden, gehört jeder dritte Inhaftierte in Chiapas den Indigenengruppen der Tzetzal oder Tzotzil an.