Solidaritätspreis für Menschenrechtsanwälte aus Honduras

Aktivisten beklagen Komplizenschaft der internationalen Gemeinschaft mit politischer Elite, die Putsch unterstützte und Wahlbetrug beging

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Victor Antonio (links) und Martin Fernández Guzmán aus Honduras bei der Preisverleihung im Bremer Rathaus
Victor Antonio (links) und Martin Fernández Guzmán aus Honduras bei der Preisverleihung im Bremer Rathaus

Bremen. Im Bremer Rathaus haben die beiden honduranischen Menschenrechtsanwälte Martín und Victor Antonio Fernández Guzmán den 16. Bremer Solidaritätspreis erhalten. Der Preis wird alle zwei Jahre an engagierte Menschen vom Senat der Freien Hansestadt Bremen verliehen und ist mit 10.000 Euro dotiert. Die beiden Rechtsanwälte und Mitgründer der Breiten Bewegung für Würde und Gerechtigkeit (Movimiento Amplio por la Dignidad y la Justicia. MADJ) setzen sich seit mehr als zehn Jahren für die Einhaltung der Menschenrechte und für Rechtsstaatlichkeit ein und begleiten juristisch Gemeinden im Kampf gegen Großprojekte und Korruption.

Carsten Sieling, Bürgermeister von Bremen, betonte in seiner Ansprache am vergangenen Dienstag, dass in Honduras Umweltgesetze missachtet werden. Regierung und Konzerne setzten die lokale Bevölkerung zur Durchsetzung ihrer Vorhaben massiv unter Druck und schränkten den Handlungsspielraum der Zivilgesellschaft massiv ein. "Sie gehen dabei auch persönliche Risiken ein, Sie wurden mehrfach verfolgt und bedroht. Das verdient unseren Respekt und unsere Hochachtung", so Sieling.

Martín Fernández unterstrich, dass sie den Preis stellvertretend für alle in der Bewegung MADJ organisierten Menschen annehmen. Er forderte ein Ende der Morde, Einschüchterungen und Diffamierungen, mit denen führende MADJ-Mitglieder konfrontiert sind. Erst am 25. Februar seien Salomón und Samael Matute in San Francisco de Locomapa ermordet worden. Seit Februar 2018 nahmen sie mit weiteren Gemeindemitgliedern an einem Blockadecamp gegen Aktivitäten von Holzunternehmern teil. Durch bewaffnete staatliche Einheiten und Kriminalisierung der aktiven Mitglieder von Seiten der Staatsanwaltschaft werde versucht, diesen Widerstand zu brechen.

Durch die "Komplizenschaft" der internationalen Gemeinschaft, besonders der USA, habe sich im Land eine politische Klasse gewaltsam etabliert, die einen Putsch unterstützte und gewagt habe, den Wählerwillen zu missachten, führte Fernández mit Blick auf den Militärputsch im Jahr 2009 und die Präsidentschaftswahlen im Jahr 2017 weiter aus.

Seit dem Putsch kam es zur massiven Vergabe von Konzessionen über Flüsse, Berge und Wälder an nationale und transnationale Unternehmen, die besonders den Energiesektor und den Tagebau favorisierten. Die Organisation Global Witness stellte in ihrem 2017 veröffentlichten Bericht fest, dass Honduras für Umweltverteidiger das gefährlichste Land der Welt ist. Allein zwischen 2010 bis 2017 seien 120 Umweltaktivisten getötet worden. Die Ermordung der indigenen Menschenrechtsverteidigerin Berta Cáceres im März 2016 ist der bekannteste Fall. Zusammen mit dem Zivilen Rat für indigene und Basisorganisationen (Copinh) organisierte sie den Widerstand gegen das Wasserkraftprojekt Agua Zarca. Sie war in der Nacht vom 2. auf den 3. März 2016 in ihrem Haus in La Esperanza ermordet worden, der ebenfalls anwesende mexikanische Umweltaktivist Gustavo Castro überlebte das Attentat verletzt. Zusammen mit den im Zivilen Rat der Indigenen- und Basisorganisationen (Consejo Cívico de Organizaciones Populares e Indígenas de Honduras, Copinh) organisierten Gemeinden widersetzte Caceres sich dem Wasserkraftwerk Agua Zarca, das am Fluss Gualcarque gebaut werden sollte.Victor Fernández, der ebenfalls den Preis entgegennahm, ist Anwalt von Copinh und der Familie von Cáceres.