Neun Indigene sterben bei Protest im Süden von Kolumbien

kolumbien_dagua_masacre4.jpg

Die gesprengte Holzhütte. Ein Bombe wurde gezündet, als rund 20 Personen dort eine Pause einlegten
Die gesprengte Holzhütte. Ein Bombe wurde gezündet, als rund 20 Personen dort eine Pause einlegten

Cali. Am Donnerstag sind im Rahmen der indigenen Proteste in Kolumbien acht Demonstranten getötet worden. Indigene Organisationen der Autoniomiegebiete im Department Valle del Cauca wollten sich dem Protest anschließen. Um die Ankunft von über 5.000 Menschen am 24. März vorzubereiten, war eine Gruppe in das Dorf Dagua aufgebrochen, um ein Brachgelände mit Infrastruktur für ein Protestlager auszustatten. Als die rund 20 Personen in einer einfachen Holzhütte eine Pause einlegten, wurde dort ein Sprengkörper gezündet. Acht Menschen starben vor Ort, weitere sind schwerverletzt, einige wenige kamen mit leichten Verletzungen davon, berichtet der regionale Rat der Indigenen (CRIC). Am Freitag wurden bereits neun Todesopfer gemeldet.

Aufgrund der unübersichtlichen Sicherheitslage konnte erst am darauffolgenden Morgen eine Delegation aus der nahegelegenen Stadt Cali den Tatort besuchen, um die Vorkommnisse zu verifizieren. Alle Opfer sind junge Menschen aus indigenen Autonomiegebieten, einige noch minderjährig.

Das Valle del Cauca grenzt im Süden ans Department Cauca, in dem seit zehnTagen massive Proteste und Blockaden der Hauptverkehrsstraßen stattfinden.

Die Demonstrierenden sind geschockt. Der Verantwortliche für die Beobachtung der Menschenrechte des CRIC, Jhoe Sauca, sagt gegenüber Amerika21: "Wir brauchen Sicherheit, wir fordern Garantien für den Schutz unseres Lebens". Die zentrale Forderung der Indigenen ist eine direkte Verhandlung mit Präsident Iván Duque. Er solle nach Cauca kommen und ihnen zuhören.

Die ersten heftigen Auseinandersetzungen fanden vor acht Tagen kurz nach der Blockade der Hauptverbindung zwischen dem Norden und Süden des Landes statt. Militär und Polizeieinheiten zur Aufstandsbekämpfung (ESMAD) griffen mit Gasgranaten und manipulierten Geschossen die Blockaden an. Ein kleines dezentrales Protestcamp wurde unter Tränengaseinsatz geräumt und zerstört. Die Zelte und zurückgelassenen Gegenstände wurden von Polizisten verbrannt, darunter auch Computer und Kameras. Von den Blockadeposten wird immer wieder berichtet, dass das Militär scharf schießt. Bisher wurden sechs Indigene mit Schussverletzungen behandelt.

Vor zwei Tagen erst ist ein Polizist gestorben. Bisher ist unklar, ob er erschossen wurde oder den Verletzungen erlag, die er sich beim Manipulieren von Munition zugezogen hatte. Der CRIC bietet an, alles zur Aufklärung Notwendige beizutragen. Offizielle Quellen und Medien behaupten, die Einsatzkräfte seien von demobilisierten, abtrünnigen Farc-Mitgliedern angegriffen worden. Die Farc habe den Protest infiltiert. Präsident Duque, der bisher zum Protest geschwiegen hatte, drohte wenige Stunden nach der Meldung: "Wir werden die Verantwortlichen für den Mord an unserem Helden mit allen Mitteln ausfindig machen und zur Rechenschaft ziehen." Zu den Vorkommnissen in Dagua, bei denen neun Menschen starben, äußerte er sich bisher nicht.