Führende Rolle der Frauen im territorialen Widerstand in Honduras

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Das Gedenken an Berta Cáceres ist auch am Weltfrauentag in Honduras spürbar
Das Gedenken an Berta Cáceres ist auch am Weltfrauentag in Honduras spürbar

Tegucigalpa. Frauenorganisationen in Honduras hatten für den 8. März zu Kundgebungen und Aktionen aufgerufen. Vor der Generalstaatsanwaltschaft in Tegucigalpa versammelten sich Frauen, um auf die hohe Femizidrate und Straflosigkeit aufmerksam zu machen. Der Campus der Nationalen Autonomen Universität Honduras in der Haupstadt wurde von Studentinnen und Mitarbeiterinnen der Universität besetzt. Sie machten auf die sexuelle Belästigung und Gewalt innerhalb des Bildungssystems aufmerksam. Sie forderten die Einführung des Notfall-Antikonzeptivums (der "Pille danach") und der Legalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen. Aus der nördlichen Industriestadt San Pedro Sula wurde berichtet, dass Mitglieder der bewaffneten Streitkräfte gegen Frauen und Mädchen, die sich vor dem Gerichtsgebäude versammelten, handgreiflich wurden und sie mit Waffen bedrohten.

Laut einem Bericht der Nationalen Stelle zur Beobachtung der Gewalt der Universität (UNAH) wurden allein im Jahr 2018 380 Frauen ermordet. Mehr als 90 Prozent aller Frauenmorde bleiben in absoluter Straflosigkeit. Gewalt gegen Frauen ist unter anderem Folge von wirtschaftlicher Ungleichheit, Armut, Korruption, Militarisierung und den fest verankerten Strukturen des organisierten Verbrechens und der Drogenkriminalität in der honduranischen Gesellschaft.

Die Situation der honduranischen Frauen und Mädchen ist in vielerlei Hinsicht prekär: bereits im Oktober 2009 verhing die Regierung das Verbot der "Pille danach". Das Zentrum für die Rechte von Frauen (CDM) äußerte sich 2018 besorgt über die hohe Geburtenzahl bei Minderjährigen. Allein im Jahr 2017 haben 775 Mädchen im Alter zwischen 10 und 14 Jahren in öffentlichen Gesundheitsstationen entbunden - Schwangerschaften, die Folge von sexueller Gewalt waren. Trotzdem stimmte der Nationalkongress im Mai 2017 gegen die Strafrechtsreform, die sich auf die Legalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen bezog. Demnach müssen weiterhin Schwangerschaften, die durch Vergewaltigung entstanden sind, bei denen schwere fetale Missbildungen festgestellt wurden oder die ein Risiko für das Leben der Frau darstellen, ausgetragen werden. Personen, die Aborte durchführen bzw. durchführen lassen, werden weiterhin kriminalisiert.

Eine weitere Forderung der Protestierenden am Weltfrauentag ist der Zugang zu Land. Gerade einmal vier Prozent der Frauen besitzen Eigentumstitel für Land, das sie selbst bewirtschaften können. Viele indigene, afro-honduranische Frauen und Bäuerinnen sehen ihr Land, ihre traditionelle Lebensform und Subsistenzwirtschaft nicht zuletzt durch extraktivistische Großprojekte bedroht. Der honduranische Staat und die privaten Unternehmen favorisieren den Extraktivismus als Entwicklungsmodell.

Fotos der ermordeten indigenen Menschenrechtsaktivistin Berta Cáceres waren bei den verschiedenen Demonstrationen landesweit zu sehen. Gegenüber Amerika21 äußerte sich die honduranische Feministin und Liedermacherin Karla Lara, dass es heute keine territorialen Widerstände gebe, in denen nicht mindestens eine Frau in der führenden Ebene vertreten sei. Dies sei vor allem in den indigenen und afro-honduranischen Organisationen Copinh (Consejo Cívico de Organizaciones Populares e Indígenas de Honduras ) mit Bertha Zúniga und Ofraneh (Organización Fraternal Negra Hondureña) mit Miriam Miranda zu sehen. Selbst in den Bewegungen gegen illegale Wasserkraftwerke im Norden und dem Tagebau in Guapinol haben sich Frauen als Sprecherinnen und Führerinnen der Bewegungen hervor getan, oft auch, weil ihre Partner inhaftiert seien.

Cáceres, am 2. März 2016 ermordet, koordinierte Copinh, die den Widerstand gegen den Bau des Wasserkraftwerkes Agua Zarca auf dem angestammten Gebiet der indigenen Lenca aufnahm. In ihrem anti-patriarchalen Diskurs betonte Cáceres den dekolonialen und anti-rassistischen Charakter des Widerstandes, der sich von dem westlichen Diskurs unterscheide.

Lara sagt weiter: "März ist Berta. Am 4. März war ihr Geburtstag und am 8. März können wir nicht auf die Straßen gehen, ohne Gerechtigkeit für sie und allen ermordeten Frauen zu fordern."