Bogotá. Pünktlich zum Internationalen Weltfrauentag stellt die Einheit der Vereinten Nationen für Gleichstellung und Ermächtigung der Frauen einen Bericht zur Situation der Frauen im politischen Leben in Kolumbien vor. Demnach sind weibliche Abgeordnete im Kongress weit unterrepräsentiert. Die Frauen stellen in Kolumbien 50,8 Prozent der Bevölkerung dar, ihr Anteil an den Stimmberechtigten betrug 51,6 Prozent. Die Parteien präsentierten jedoch nur 34,5 Prozent Kandidatinnen, von denen wiederum nur 19,7 Prozent in den Kongress gewählt wurden.
Auf den Straßen des lateinamerikanischen Landes protestierten zum 8. März tausende Frauen für gleiche Rechte und für den Frieden. Sie fordern von der Regierung wirksamen Schutz von Aktivistinnen und die Fortführung des Friedensprozesses mit der Farc und den ELN.
In dem Bericht wird betont, dass "das Recht von Frauen auf politische Beteiligung sich nicht auf die Stimmabgabe beschränken darf. Sie beinhaltet auch das Recht auf Teilnahme, auf Wahlfreiheit und auf ein diskriminierungsfreies Eingreifen in allen Räumen, in denen öffentliche Angelegenheiten beraten und entschieden werden".
Laut der UN-Studie habe zwar die politische Aktivität der kolumbianischen Frauen in den letzten Jahren zugenommen, bleibe jedoch prozentual gesehen überwiegend auf die Stimmabgabe bei Wahlen beschränkt. Gleichfalls scheinen die Frauen selbst immer noch weniger Vertrauen in die weiblichen Volksvertreterinnen als in ihre männlichen Konkurrenten zu besitzen. Die Zahl der Frauensitze ging bei den Parlamentswahlen im Jahr 2018 sogar von 20,2 auf 19,7 Prozent leicht zurück.
Die Vertreterin der UN-Frauenorganisation in Kolumbien, Ana Güezmes, betonte, dass die volle Beteiligung von Frauen an politischen Entscheidungen die Gleichstellung von Frauen und Männern beschleunige. Sie sei für eine demokratische Regierung unerlässlich. Außerdem schaffe sie für die gesamte Gesellschaft Vorteile.
Der Generalsekretär der UNO, Antonio Guterres, hat darauf verwiesen, dass es sich bei der Gleichstellung der Frauen nicht nur um eine Frage der Ethik und der Menschenrechte handle, sondern auch um ein wirtschaftliches Thema: "Wenn Frauen gleichberechtigt an der Wirtschaft teilnehmen könnten, würde das Bruttosozialprodukt im Rahmen der Weltwirtschaft bis zum Jahr 2025 um 26 Prozent oder 12 Billionen Dollar anwachsen. Die Gesellschaften können es sich nicht länger erlauben, mehr als die Hälfte der Bevölkerung und ihre potenzielle Wirtschaftskraft im Abseits zu belassen".
Kolumbien hat sich zusammen mit 93 weiteren Staaten im Rahmen der Vereinten Nationen verpflichtet, die Ziele der Agenda 50/50 zur Gleichstellung der Frauen bis zum Jahr 2030 zu verwirklichen.