Frauenbewegung in Chile: "Auf dem Weg zum landesweiten feministischen Streik"

generalstreik_frauen_8_maerz.png

Aufruf zum Frauenstreik am 8.März in Chile
Aufruf zum Frauenstreik am 8.März in Chile

frauenstreik_ubahn_umbenennung_feminismus_chile_2019.jpg

Zwei Frauen benennen die U-Bahn-Station um in Gedenken an die Mapuche-Aktivistin Agustina Huenupe, die 2002 ermordet worden ist
Zwei Frauen benennen die U-Bahn-Station um in Gedenken an die Mapuche-Aktivistin Agustina Huenupe, die 2002 ermordet worden ist

Santiago de Chile. Während der ganzen Woche vor dem 8. März sind feministische Aktionen in Santiago unter dem Motto "en camino a la huelga nacional feminista" durchgeführt worden – "auf dem Weg zum landesweiten feministischen Streik". Es gab Aktionen, künstlerische Interventionen und Proteste bereits vor dem Internationalen Frauentag, sogenannte "cacerolazos" (Protestzüge, bei denen auf Kochtöpfe getrommelt wird), ein feministisches Fußballspiel und Informationsveranstaltungen zu diversen Themen.

Violeta Parra, Gabriela Mistral und Elena Caffarena sind nur einige der Namen bedeutender Frauen der chilenischen Geschichte, mit denen die Schilder der Metro-Stationen in Santiago de Chile am Montag überklebt wurden. Es handelte sich dabei um eine der Aktionen der feministischen Organisation Coordinadora Feminista 8M. Unter dem Hashtag #SuperLunesFeminista ("Feministischer Super-Montag") wurde die Aktion zum Trending Topic in den sozialen Netzwerken. Außerdem gab es künstlerische Interventionen von feministischen Malerinnen, Schriftstellerinnen und Tänzerinnen an verschiedenen Punkten der Hauptstadt.

Frauen des Kollektivs Renca protestierten vor dem Regierungspalast La Moneda und schütteten eine rote Flüssigkeit in den Brunnen vor dem Gebäude, als sie von Spezialkräften der Polizei gewaltsam weggezerrt wurden.

Die rechte politische Gruppierung Fuerza Nacional, angeführt vom Anwalt der rechtskräftig verurteilten Menschenrechtsverbrecher der Pinochet-Diktatur im Gefängnis Punta Peuco, Raúl Meza, kündigte daraufhin eine Gegenaktion an. Meza will die Metro-Station "Escuela Militar" in "Lucía Hiriart" umbenennen, der Name der Witwe von General Augusto Pincochet.

"Es war eine großartige Woche, nicht nur in Santiago, sondern in ganz Chile gab es unzählige Aktionen", sagt Rosario Olivares, eine der Sprecherinnen der Coordinadora Feminista 8M. "Wir hoffen, dass alle Frauen in Chile am Freitag auf die Straßen gehen, wir gemeinsam Geschichte schreiben und in Zukunft weiter für unsere Forderungen kämpfen". Die Coordinadora Feminista 8M artikuliert verschiedene soziale und politische Bewegungen und arbeitet seit über einem Jahr an einer gemeinsamen feministischen politischen Agenda. Für diesen 8. März hat die Organisation zehn Forderungen aufgestellt, darunter das Ende der politischen, sexuellen und wirtschaftlichen Gewalt gegen Frauen, ein neues Einwanderungsgesetz, würdevolle Arbeit, die Legalisierung von Abtreibung und das Recht auf Bildung. In über 60 Städten Chiles sind Protestmärsche geplant.

Die Frauenbewegung in Chile hat sich in den letzten Jahren zu einer Massenbewegung entwickelt und zu einer der größten auf dem lateinamerikanischen Kontinent. In vielen anderen Ländern gilt die Bewegung als Vorbild. Die Erwartungen an den Streik am 8. März in diesem Jahr sind hoch - es soll der größte nationale Frauenstreik in der chilenischen Geschichte werden.