Chile / Politik / Soziales / Wirtschaft

Chile: Streik der Hafenarbeiter geht in die nächste Runde

chile_hafenarbeiter_streik.jpg

"Der chilenische Staat lässt uns im Stich". Arbeiter des zweitwichtigsten Handelshafens Chiles fordern ihre Rechte ein
"Der chilenische Staat lässt uns im Stich". Arbeiter des zweitwichtigsten Handelshafens Chiles fordern ihre Rechte ein

Valparaíso. Die Hafenarbeiter des zweitwichtigsten Handelshafens Chiles streiken erneut für bessere Arbeitsbedingungen. Der Arbeitskampf in Valparaíso hatte im November begonnen und über einen Monat angedauert, bis die Gewerkschaften kurz vor Weihnachten einem vorläufigen Abkommen mit den Hafenbetriebsgesellschaften und der Regierung zustimmten. Grund für die erneute Arbeitsniederlegung ist, dass die Hafenbetriebsgesellschaft Ultraport die Vereinbarungen nicht eingehalten hat.

"Als Arbeiter sehen wir uns dazu verpflichtet, diese schlechten Praktiken anzuprangern und wir protestieren, um die Aufmerksamkeit des Unternehmens und der Regierung zu erhalten", heißt es in einer öffentlichen Erklärung des Verbandes. 36 Mitarbeiter des Unternehmens hätten versprochene Zahlungen nicht erhalten und 22 Angestellte seien nicht zur Arbeit gerufen worden. Ultraport rechtfertigte die ausbleibenden Zahlungen mit den Unruhen, die durch den Streik verursacht worden seien.

Es handelt sich bei den Streikenden um Gelegenheitsarbeiter, deren Arbeitsbedingungen besonderes prekär sind. Sie stehen in keinem festen Beschäftigungsverhältnis und haben keinen Vertrag, sondern werden nur gerufen, wenn es genug Arbeit am Hafen gibt. Sie haben deshalb keine Arbeiterrechte, keine Boni und kein Weihnachtsgeld.

"Kein Weihnachten für die Hafenarbeiter, kein Silvester für Valparaíso", war einer der Slogans der Hafengewerkschaften im Dezember. Valparaíso ist ein Anziehungspunkt für Touristen und die Silvesterfeiern in der Hafenstadt sind weltweit berühmt. Der Tourismus ist nach der Hafenaktivität der wichtigste Wirtschaftszweig der Stadt. Aufgrund der Proteste mussten mehrere Kreuzfahrtschiffe umgeleitet werden.

Die chilenische Polizei geht indes gewaltsam gegen die Proteste vor. Im Dezember stürmten Polizisten ein Gebäude der Gewerkschaft, in dem sich die streikenden Hafenarbeiter aufhielten, mit Tränengasgranaten. Dabei wurde auch mehrere Arbeiter verhaftet. Das Tränengas breitete sich bis zum Plaza Sotomayor aus, woraufhin 20 Kunsthandwerker ihren Weihnachtsmarkt räumen mussten. Valparaísos Bürgermeister Jorge Sharp, der dem linken Bündnis Frente Amplio angehört, warnte, dass Polizei und Politiker "mit ihrem Handeln nicht dazu beitragen sollten, eine Gewaltspirale zu verursachen." Der Dialog sei die einzige Lösung.