Brasilien zieht Ausrichtung der Weltklimakonferenz 2019 zurück

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Logo der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen
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Brasília. Die brasilianische Regierung, einziger Kandidat für die Ausrichtung der 25. Weltklimakonferenz (COP-25) im Jahr 2019, hat ihr Angebot als Gastgeberland zurückgezogen. Dies teilte das Außenministerium dem Sekretariat der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen (UNFCCC) mit.

Als Grund nannte das Außenamt "steuerliche und haushaltspolitische Beschränkungen, die voraussichtlich in naher Zukunft anhalten werden, sowie den Übergangsprozesses für die neugewählte Regierung unter Präsident Jair Bolsonaro".

Am Mittwoch erklärte der Chef des Kanzleramtes in Brasília, die neue Regierung habe nichts mit dieser Entscheidung zu tun. Bolsonaro sagte dagegen, er habe darum gebeten, dass die Konferenz nicht vom Land veranstaltet werde und seinem künftigen Außenminister, Ernesto Araújo, empfohlen, die Austragung zu untersagen.

Erst vor einem Monat hatte das Ministerium die Bewerbung Brasiliens als Gastgeber der COP-25 bekanntgegeben.

Das Observatório do Clima, eine Koalition von mehr als 20 Organisationen der Zivilgesellschaft, sieht den Hauptgrund für den Rückzug in der Haltung der künftigen Regierung des Ultrarechten Bolsonaro. Diese habe bereits deutlich gemacht, "dass sie die größte Herausforderung des 21. Jahrhunderts nicht vorantreiben wird: die Bekämpfung des Klimawandels", kritisierte ihr Generalsekretär Carlos Rittl. "Wenn es nur einen Bereich gab, in dem Brasilien weltweit führend war, sind es Umwelt und Klimawandel. Wir sind keine Weltmarktführer, wir sind in geopolitischer Hinsicht in Sicherheitsfragen nicht führend. Aber in Bezug auf Klima und Umwelt sind wir führend, und wir geben das auf", so Rittl weiter.

In staatlichen Behörden kommt indes Besorgnis auf, dass die nationalen Ziele des Pariser Abkommens zur Verringerung der Treibhausgase nicht erreicht werden. Dazu gehören vor allem die Senkung der Emissionen um 20 Prozent bis 2025 und um 43 Prozent bis 2030 (gegenüber 2005) sowie der Stopp der illegalen Abholzung bis 2020. Diese hatte zwischen August 2017 und Juli 2018 um fast 14 Prozent zugenommen. Mit einer Fläche von 7.900 Quadratkilometer entwaldeter Fläche im Amazonasgebiet ist dies der höchste Wert seit einem Jahrzehnt.

Guy Edwards, Lateinamerika-Experte und Co-Direktor des Climate and Development Lab der Brown University, sagte, die Absage Brasiliens sei "aus wirtschaftlichen Gründen unklug, da das Land darauf verzichte, Investitionen und Kooperationsabkommen zur Förderung eines kohlenstoffarmen Wachstums abzuschließen, gerade in einer Zeit, in der Brasilien einen wirtschaftlichen Aufschwung braucht".

Gemäß UNFCCC-Praxis wechseln sich die Austragungsorte rund um den Globus ab. Nach Polen, wo derzeit die 24. Weltklimakonferenz stattfindet, müsste ein lateinamerikanisches oder karibisches Land das nächste Forum ausrichten. Ob sich ein anderes Land der Region angesichts der finanziellen und logistischen Herausforderungen dazu bereiterklären wird, ist noch offen.