Morde an Lehrern in indigenen Gebieten in Kolumbien

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In den Kondolenznachrichten an den ermordeten José Domingo Ulcué wird immer wieder für seinen Einsatz als Lehrer gedankt
In den Kondolenznachrichten an den ermordeten José Domingo Ulcué wird immer wieder für seinen Einsatz als Lehrer gedankt

Cali. In den letzten Wochen nehmen die Morde an Sprechern sozialer und indigener Bewegungen im südlichen Bundesgebiet Cauca wieder massiv zu. Zuletzt sind besonders Lehrer an indigenen Schulen und Mitglieder der Lehrergewerkschaft ins Visier geraten.

Am 1. November wurde Javier Ancizar Fernández am helllichten Tag auf der Landstraße bei Suárez mit einem Schuss getötet. Der Lehrer und Führungsmitglied der Gewerkschaft der Bildungsinstitutionen im Cauca (ASOINCA) hatte mehrfach Todesdrohungen bekommen. Zuletzt wurde er neben dem Bürgermeister von Morales und weiteren Lehrern namentlich in einem Pamphlet erwähnt, das ihre Ermordung ankündigt. Um Fernández‘ Sicherheit zu gewährleisten, war er von seinem Heimatort Morales in den Schuldienst in Suárez versetzt worden.

Víctor Hugo Jiménez, ein Kollege des Ermordeten und ebenfalls Mitglied der Gewerkschaft, bewertet die Sicherheitsmaßnahmen als nicht ausreichend. ASOINCA hatte bereits mehrfach auf das Risiko für ihre Aktivisten hingewiesen, jedoch reagierten staatliche Sicherheitskräfte und Institutionen nicht auf die Forderungen nach mehr Schutz.

Die Drohungen und Flugblätter sind von einer neuen Organisation gezeichnet, die sich Organisierte Bewaffnete Gruppen (Grupos Armados Organizados, Gaos) nennt. Die staatlichen Einsatzkräfte hatten wenige Minuten nach Bekanntwerden des Mordes behauptet, es habe sich um einen Raubmord gehandelt, man habe Beweise vom Tatort sichergestellt. Gegen diese These sprechen allerdings die neben den Leichen gefundenen Pamphlete und die Systematik hinter den Angriffen gegen das Leben der Lehrer.

Nur wenige Tage zuvor war auf derselben Landstraße der Lehrer José Domingo Ulcué Collazos getötet worden. Laut ASOINCA haben mindestens 25 Mitglieder in letzter Zeit Morddrohungen erhalten.

Im laufenden Jahr wurden in Kolumbien bereits fast 200 Sprecher sozialer Bewegungen umgebracht, davon fast ein Drittel im Cauca. Der bewaffnete Konflikt und die systematische Verletzung der Menschenrechte haben in dieser Region des Landes nicht abgenommen.