Ex-Agenten der Diktatur in Chile zu hohen Haftstrafen verurteilt

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Die acht Kommunisten wurden im Juli und August 1976 festgenommen und in den Standort der Brigade Lautaro, die Kaserne Simón Bolívar in Chile verschleppt
Die acht Kommunisten wurden im Juli und August 1976 festgenommen und in den Standort der Brigade Lautaro, die Kaserne Simón Bolívar in Chile verschleppt

Santiago. Ein Berufungsgericht in Santiago de Chile hat fünf ehemalige Agenten des Geheimdienstes der Militädiktatur (1973-1990) unter Augusto Pinochet wegen Verbrechen gegen die Menschheit schuldig gesprochen. Juan Morales Salgado, Pedro Espinoza Bravo, Carlos López Tapia, Rolf Wenderoth Pozo und Ricardo Lawrence Mires wurden zu jeweils 20 Jahren Haft verurteilt. Ihnen wurde nachgewiesen, dass sie im Zeitraum zwischen Juli und August 1976 an der Entführung und am gewaltsamen Verschwindenlassen von acht linken Aktivisten beteiligt waren. Im anhängigen Zivilverfahren wurde der chilenische Staat zudem dazu verurteilt, rund 750.000 Euro an die Angehörigen der Opfer zu zahlen.

Die Verurteilten gehörten zur 1973 aufgebauten Brigade Lautaro des Geheimdienstes DINA. Ihr Hauptauftrag war neben dem Schutz des Geheimdienstchefs Manuel Contreras, der bis zu seinem Tod 2015 in 59 Prozessen zu insgesamt 526 Jahren Haft verurteilt wurde, die Verfolgung von Gegnern der Diktatur. Innerhalb der Brigade wurde Anfang 1976 die "Gruppe Delfin" gebildet, welche die klandestine Führung der Kommunistischen Partei vernichten sollte.

Die Kommunisten José Vicente Toloza Vásquez, Guillermo Gálvez Rivadeneira, Guillermo Albino Martínez Quijón, Hugo Ernesto Vivanco Vega, Alicia Herrera Benítez, Óscar Orlando Ramos Garrido, Óscar Arturo Ramos Vivanco und Nicolás Hugo Vivanco Herrera wurden im Juli und August 1976 festgenommen und in den Standort der Brigade Lautaro, die Kaserne Simón Bolívar im Zentrum der Hauptstadt Santiago gebracht, wo sie gefoltert wurden. Danach verliert sich ihre Spur. Das Gericht geht davon aus, dass sie ermordet und anonym begraben oder aus Helikoptern ins Meer geworfen wurden. Bis heute ist der Verbleib ihrer Überreste unbekannt.

Pinochets Diktatur kam am 11. September 1973 durch einen Militärputsch gegen den gewählten sozialistischen Präsidenten Salvador Allende an die Macht und dauerte bis 1990. Nach offiziellen Zahlen wurden rund 3.200 Oppositionelle ermordet, 1.192 sind bis heute verschwunden. Rund 33.000 Menschen waren aus politischen Gründen in Haft und wurden gefoltert. Hunderttausende Chileninnen und Chilenen flüchteten ins Exil.