Bolivien / Wirtschaft

Bolivien mit dem stärksten Wirtschaftswachstum in Südamerika

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Ex-Präsident Morales eröffnete eine Kaliumchlorid-Industrieanlage in Uyuni, Potosí, die Teil der Strategie zur Industrialisierung von Lithium ist
Ex-Präsident Morales eröffnete eine Kaliumchlorid-Industrieanlage in Uyuni, Potosí, die Teil der Strategie zur Industrialisierung von Lithium ist

La Paz. Nach den Zahlen der Weltbank hat Bolivien 2018 ein Wirtschaftswachstum von 4,5 Prozent erreicht. Damit liegt der Andenstaat in Südamerika an der Spitze und auf dem gesamten Kontinent nach der Dominikanischen Republik auf Platz zwei. Diese Zahlen präsentierte der Präsident Boliviens, Evo Morales, anlässlich der Einweihung eines Ausbildungszentrums im Bundesstaat Panco.

Der Präsident betonte die Wichtigkeit, die Regierungspolitik eines "sozialen ökonomischen Modells" und der Nutzbarmachung der natürlichen Ressourcen zugunsten der Entwicklung der bolivianischen Gesellschaft und der kommenden Generationen weiter fortzuführen. Bolivien hat unter der Regierung Morales bedeutende Schritte unternommen, die Einseitigkeit der Wirtschaft, die hauptsächlich auf dem Export von Rohstoffen basierte, zu überwinden und eine Wertschöpfungskette im eigenen Land aufzubauen.

In seiner Ansprache erinnerte Morales an den schwierigen Weg, den das Land zurückgelegt habe, "um das Wirtschaftsmodell der permanenten Plünderung unserer natürlichen Ressourcen zu ändern". Als eine Voraussetzung des Erfolgs bezeichnete der Präsident, dass Bereiche der Wirtschaft, die bislang in Händen transnationaler Konzerne lagen, nationalisiert wurden.

Indes kündigte der Präsident nach der wöchentlichen Kabinettssitzung in einer Presseerklärung an, dass durch die Wirtschaftsleistungsdaten dieses Jahr an die Belegschaften ein zusätzliches Weihnachtsgeld ausbezahlt würde. Die Regierung Morales hatte im Jahr 2013 das Dekret 1802 erlassen, das bei bestimmten Voraussetzungen die Zahlung von doppeltem Weihnachtsgeld für öffentliche und private Arbeitnehmer festlegt. Dieses wird gewährt, wenn das jährliche Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) 4,5 Prozent übersteigt. Während die Weltbank eben diesen Wert nennt, ermittelte das Nationale Statistikinstitut "mit Unterstützung internationaler Organisationen" ein BIP-Wachstum von 4,61 Prozent.

Der Verband der privaten Geschäftsleute sowie Organisationen von Klein- und Kleinstunternehmern brachten unterdessen ihre Besorgnis zum Ausdruck, dass die Auszahlung des Doppelbonus inflationäre und destabilisierende Auswirkungen haben könne. Die Regierung stellt hingegen den Anreiz für die Binnennachfrage durch die Erhöhung der Kaufkraft der Beschäftigten in den Vordergrund.

Die Führungen mehrerer Organisationen der Arbeiterschaft, wie der Central Obrera Boliviana (COB), äußerten sich zufrieden über die guten Wirtschaftsdaten und selbstbewusst über den Beitrag der Belegschaften zu dieser Steigerung.

Pedro Challapa, Leiter des Central Obrera Departamental (COD) von Oruro, sagte: "Wir sind diejenigen, die arbeiten, der Mehrwert wird vom Unternehmer genommen. In dieser Situation unterstützt und kompensiert die Entscheidung des Präsidenten, so dass der Arbeitnehmer einen Anreiz hat, weiter zu produzieren und seine Arbeitskraft zu stärken".

Mehrere Gewerkschaftssprecher stellen heraus, man müsse jedoch wirksam kontrollieren, dass die privaten Unternehmen die Zahlungen tatsächlich leisten.