Venezolanische Migranten in Brasilien angegriffen, Militär im Grenzgebiet verstärkt

brasilien_pacaraima_militaer.jpg

Nach Ausschreitungen gegen venezolanische Migranten hat Brasiliens Regierung mehr Soldaten in den Grenzort Pacaraima entsandt
Nach Ausschreitungen gegen venezolanische Migranten hat Brasiliens Regierung mehr Soldaten in den Grenzort Pacaraima entsandt

Pacaraima, Brasilien. Die Regierung von Brasilien hat mit dem Einsatz von Militäreinheiten auf Ausschreitungen gegen venezolanische Migranten in der Grenzstadt Pacaraima reagiert. Vergangene Woche hatten Einwohner der Stadt provisorische Camps von eingereisten Venezolanern angegriffen und zerstört, hunderte flüchteten vor der Gewalt zurück nach Venezuela.

Das Ministerium für öffentliche Sicherheit gab nun bekannt, dass rund 60 Angehörige der Streitkräfte nach Pacaraima entsandt wurden, um "die Sicherheit in der Stadt aufrechtzuerhalten und den internationalen Drogen- und Waffenhandel an der Grenze zu bekämpfen". Zusammen mit den bereits vor Ort stationierten Einheiten befinden sich seit Montag rund 120 Soldaten in dem Ort.

Venezuelas Außenministerium hatte die brasilianischen Behörden zuvor offiziell aufgefordert, die Einhaltung der Menschenrechte der venezolanischen Staatsbürger, die sich in Brasilien befinden, zu garantieren. Zudem beorderte Venezuela die Mitarbeitenden seines Konsulats in Boavista nach Pacaraima, um Anliegen der Migranten rascher aufnehmen zu können.

In den vergangenen Monaten haben angesichts der anhaltenden Wirtschaftskrise hunderttausende Venezolaner die Grenze nach Kolumbien und Brasilien überquert. In Pacaraima, einer Kleinstadt mit rund 12.000 Einwohnern, lebten nach Angaben der oppositionellen venezolanischen Zeitung El Universal zuletzt rund 1.000 venezolanische Migrantinnen und Migranten.

Der Grenzort Pacaraima, im indigenen Gebiet São Marcos gelegen, ist seit langem wirtschaftlich eng mit Venezuela verbunden. Händler, Kunden und Taxifahrer überqueren routinemäßig die Grenze zwischen beiden Ländern. Die Autorin Malu Aires vermutet hinter den jüngsten Ausschreitungen auch Interessen lokaler Machtgruppen, die mit der Regierung von De-facto-Präsident Michel Temer verbunden seien. Sie zielten sowohl auf Provokationen gegen Venezuelas linksgerichtete Regierung als auch auf die faktische Besetzung des Indigenenreservats in der Region ab.

Die britische BBC berichtete, die Ausschreitungen hätten sich nach Berichten ereignet, wonach ein lokaler Restaurantbesitzer von mehreren Venezolanern ausgeraubt und geschlagen worden sei.