Währungsreform in Venezuela in Kraft getreten

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Der Bolívar Soberano (Souveräner Bolivar, Bs.S) in Venezuela ist auch nicht mehr viel wert
Der Bolívar Soberano (Souveräner Bolivar, Bs.S) in Venezuela ist auch nicht mehr viel wert

Caracas. Zur Bekämpfung der anhaltenden Wirtschaftskrise in Venezuela sind am 20. August die angekündigte Währungsreform und weitere steuerliche Maßnahmen in Kraft getreten. Auf geldpolitischer Ebene kam es neben der starken Abwertung der Währung auch zur Abschaffung des zuletzt geltenden Wechselkurssystems. Der Wechselkurs der Landeswährung sowie Gehälter und Preise werden an die im Februar eingeführte Kryptowährung Petro gekoppelt. Steuererhöhungen sollen die staatlichen Einnahmen sichern. Außerdem soll Ende September der bislang stark subventionierte Benzinpreis an internationales Niveau angepasst werden, wobei Sozialhilfeempfänger und Transportunternehmen des öffentlichen Verkehrs von der Erhöhung ausgenommen sind. 

Der neu eingeführte Bolívar Soberano (Souveräner Bolivar, Bs.S) gilt nunmehr als offizielles Zahlungsmittel in Venezuela und löst den bislang gültigen Bolívar Fuerte (Starker Bolivar, Bs.F) im Verhältnis von 1:100.000 ab. Desweiteren wird zur Devisenbeschaffung der Petro eingesetzt, dessen Wert die Regierung auf den Preis für einen Barrel Erdöl festgelegt hat. Der venezolanischen Zentralbank (BCV) wurden zur Deckung des Petro kürzlich rund 30 Milliarden Barrel Schweröl übertragen, die noch ungefördert im Ayacucho-Block im Erdölgürtel des Orinoco liegen.

In einem Whitepaper hatte die venezolanische Regierung im März dieses Jahres die angedachte Funktionsweise des Petro dargelegt, doch es bleiben für viele Analysten große Zweifel bestehen. Bislang ist der Petro noch auf keinem Sekundärmarkt handelbar und es gibt keine Nachweise über tatsächliche Einnahmen aus dem Vorverkauf.

Als weitere Maßnahme wurde der Wechselkurs des Bs.S zum US-Dollar ersetzt durch einen vereinheitlichten freien Wechselkurs zum Petro. Im Spiel von Angebot und Nachfrage werde demnach bei einer wöchentlichen Auktion der Wechselkurs festgelegt, wobei die Frequenz der Auktionen sich laut Regierungsaussagen noch erhöhen soll. Dollar hingegen wären auf diese Weise nur noch indirekt über den Kauf des Petro erwerblich.

Bei erfolgreicher Durchführung der Reformen bestünden zumindest Chancen auf eine Stabilisierung der Warenpreise. Die obigen Maßnahmen lassen zunächst weitere Preisanstiege bei Konsumgütern erwarten und veranlassten Präsident Nicolás Maduro zur Streichung von fünf Nullen bei den Preisen, auch werden in den nächsten Tagen neue Höchstpreise für 25 Grundbedarfsgüter festgelegt. Außerdem werden der Mindestlohn und die Renten zum 1. September um 3.464 Prozent angehoben. Der bisherige Mindestlohn entsprach praktisch nur einem US-Dollar. Maduro drängt zudem auf Haushaltsdisziplin, um das Defizit auf Null zu bringen. Die unkontrollierten Ausweitung der Geldmenge soll gestoppt und digitale Transaktionen gefördert werden, um den Cashflow-Engpass zu verringern, so der Präsident.