Venezuela / Politik / Militär

Erste Festnahmen nach erneutem Attentat auf Präsident Maduro in Venezuela

Angriff mit Drohnen und Sprengstoff. Behörden vermuten Terrorzelle mit Verbindung zu Attentäter Pérez. Vorwürfe gegen Kolumbien und USA

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Attentat in Caracas, Venezuela: Leibwächter schirmen Maduro mit schusssicheren Matten ab
Attentat in Caracas, Venezuela: Leibwächter schirmen Maduro mit schusssicheren Matten ab

Caracas. Nach einem Anschlag auf den venezolanischen Präsidenten Nicolás Maduro am Samstag in der Hauptstadt Caracas haben die Sicherheitsbehörden des südamerikanischen Landes sechs Tatverdächtige festgenommen. Die mutmaßlichen Täter gehörten einer terroristischen Struktur um den Ex-Polizisten und Attentäter Oscar Pérez an. Pérez und seine Komplizen hatten Ende Juni 2017 mehrere Regierungsgebäude im Zentrum von Caracas von einem gekaperten Polizeihubschrauber aus mit Schnellfeuerwaffen und Granaten angegriffen. Der ehemalige Polizist war Mitte Januar dieses Jahres im Zuge einer Geheimdienst- und Militäraktion aufgespürt worden und bei einem Feuergefecht ums Leben gekommen. Für den Anschlag vom Samstag, der teilweise live im Fernsehen übertragen wurde, macht die linksgerichtete Führung von Venezuela das benachbarte Kolumbien und die USA verantwortlich.

"Wir haben bislang sechs Terroristen und Söldner festgenommen, mehrere Fahrzeuge beschlagnahmt und es haben mehrere Durchsuchungen von Hotels in der Hauptstadt unseres Landes stattgefunden, bei denen sehr wichtige Beweismittel sichergestellt werden konnten", sagte Venezuelas Innenminister Néstor Reverol in einem Interview mit dem staatlichen Fernsehsender VTV. Nach Angaben des Politikers wurden die Täter und Hintermänner indentifiziert.

"Es gibt sechs Inhaftierte, einer von ihnen war bereits an einem Überfall auf die Paramacay-Kaserne beteiligt", sagte Venezuelas Außenminister Jorge Arreaza. Mitglieder der Terrorzelle, die die damalige Aktion überlebt haben, hätten nun versucht, den Präsidenten und die Oberhäupter weiterer Staatsgewalten zu ermorden, so Arreaza weiter. Bei dem Angriff auf die Paramacay-Kaserne im Teilstaat Carabobo hatte am 6. August 2017 eine Gruppe regierungsfeindlicher Militärs eine große Menge Kriegswaffen entwendet. Der Anführer der Gruppe mit dem Alias "Hauptmann Juan Caguaripano" hatte damals die Aufnahme des bewaffneten Kampfes angekündigt. Die Gruppe wurde später ausfindig gemacht und aufgerieben.

Der Anschlag an diesem Samstag reiht sich in eine Serie von Terroranschlägen und Putschversuchen gegen die linksgerichtete Regierung Venezuelas ein, die mit einem versuchten Umsturz gegen Maduros Vorgänger Hugo Chávez (1999-2013) im April 2002 begonnen und in den vergangenen Jahren an Intensität gewonnen hat.

Der jüngste Angriff ereignete sich während einer großangelegten Militärparade aus Anlass des 81. Jahrestages der Bolivarischen Nationalgarde. Auf Fernsehbildern ist zu sehen, wie sich plötzlich mindestens eine Explosion ereignet. Nach Angaben von Informationsminister Jorge Rodriguez explodierten mit C-4-Sprengstoff beladene Drohnen in der Nähe der Veranstaltung. Die Live-Übertragung im Fernsehen wurde unterbrochen, der Präsident bliebt unverletzt. Später beschuldigte Maduro den kolumbianischen Präsidenten Juan Manuel Santos, für den Attentatsversuch verantwortlich zu sein. Eine bislang unbekannte Gruppe mit dem Namen "Soldados de Franela" (etwa: "T-Shirt-Soldaten") bekannte sich zu der Tat. Die oppositionelle Journalistin Patricia Poleo verlas in einem online verbreiteten Video eine Erklärung der mutmaßlichen Täter, die von einer "Operation Phönix" spricht und weitere Angriffe auf die Staatsführung ankündigt.