Chile: Faschisten greifen feministische Demonstration an

demo_fuer_liberalisierung_abort_chile.jpg

An der Demonstration für die Liberalisierung des Abtreibungsrechts in Chile am 25. Juli nahmen in der Hauptstadt mehr als 50.000 Menschen teil
An der Demonstration für die Liberalisierung des Abtreibungsrechts in Chile am 25. Juli nahmen in der Hauptstadt mehr als 50.000 Menschen teil

Santiago. Bei einer Demonstration für die Liberalisierung des Abtreibungsrechts in Santiago de Chile sind drei Frauen niedergestochen worden. Zur Demonstration, an der am 25. Juli mehr als 50.000 Menschen teilnahmen, hatte das Bündnis "Mesa Coordinadora por el Aborto Libre" (MCAL) aufgerufen. Insgesamt gingen am Aktionstag im ganzen Land mehr als 100.000 Menschen für ein liberaleres Abtreibungsrecht auf die Straße. In Chile wurde unter der abgewählten linksliberalen Regierung Frauen erstmals ein Recht auf Abtreibung eingeräumt, sofern das Leben der Mutter in Gefahr ist, der Fötus nicht überlebensfähig ist oder die Schwangerschaft Folge einer Vergewaltigung ist. Zivilgesellschaftlichen Organisationen gehen diese Reformen nicht weit genug, weswegen auch angesichts des Erfolgs der sozialen Bewegungen in Argentinien seit Monaten demonstriert wird.

Gegen Ende der Demonstration errichteten vermummte Gegendemonstranten Barrikaden und verteilten auf der Demonstrationsstrecke Blut. Zu dieser Aktion bekannte sich die neofaschistische Gruppe Patriotische Soziale Bewegung (Movimiento Social Patriota, MSP). Die Faschisten zeigten außerdem ein Transparent, das "kostenlose Sterilisierung" für die Teilnehmerinnen der Demonstration vorschlug. Die MSP, die sich selbst als "nationalistisch, unabhängig und gegen die Homodiktatur" bezeichnet, war in der Vergangenheit vor allem durch homo- und transphobe Aktionen aufgefallen und macht Politik im Stil der europäischen rechtsextremen Identitären. Während des Angriffs auf die Demonstration wurden drei Frauen mit einer Stichwaffe verletzt. Die Opfer befanden sich nicht in Lebensgefahr und wurden ins Krankenhaus gebracht.

Die MSP distanzierte sich zwar über den Kurznachrichtendienst Twitter von den Messerattacken, dennoch wurden bereits kurz danach in sozialen Medien Namen und Gesichter von Führungsmitgliedern veröffentlicht. Die Reaktionen auf den Anschlag waren von allen Seiten deutlich. "Wir werden nicht zulassen, dass faschistische Aktionen unseren legitimen Kampf bedrohen", so Macarena Castañeda, Sprecherin der MCAL auf einer Pressekonferenz. Kritik äußerte sie auch an der konservativen Regierung, die sich lediglich auf sozialen Medien zu der Attacke geäußert hatte. "Das Schweigen der Regierung angesichts des Angriffs auf drei Frauen auf der Straße war absolut."

Ex-Präsidentin Michelle Bachelet äußerte sich über Twitter und verglich die Angriffe mit Übergriffen während der zivil-militärischen Diktatur Augusto Pinochets (1973 - 1990).